ein tag, der sich normal gebart
ich spiele mit und scheine so, als ob
…
scheinwelt, normal
offenbach, voice-redaktion
ein tag, der sich normal gebart
ich spiele mit und scheine so, als ob
…
scheinwelt, normal
offenbach, voice-redaktion
eingestiegen durch das offne fenster, um
einen blick auf deine zurückgehaltnen farben
zu stehlen, gleich dem dieb
ich konnte nicht ertragen, was ich sah: die
spur des erinnerns war nicht zu verwischen. so
nahm mich meine sehnsucht an der hand und
hiess mich fliehn
wie ein dieb
noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
der herbstwind kratzt mit fingern an der scheibe
es ist morgen, es ist kalt, es regnet grau
im traum mit dir gesungen und gespielt
sie flohen mir, die töne, mit dem licht der nacht
– da bin ich aufgewacht
ich bin hässlich, meine schöne, ich bin schön
ich atme ein, ich atme aus
ich hab schrunden, ich hab wunden
(du hast sie gesehn)
ich habe niemals nie genug gekriegt, ich weiss
der herbstwind kratzt mir wimmernd an der seele
ich atme ein, ich atme aus, ich bin doch nicht
– so lang schon gibt es dich
ich bin hässlich, meine schöne, ich bin alt
und du bist jung
hab drei augen, hab zwei zungen, einen
liebestollen mund
ja, ich bin grässlich, meine schöne, ich bin so jung
du bist so alt
hab viele namen längst vergessen, doch
deiner ist ein halt
ach, der herbstwind schlägt mit meisseln
an die fresse, wie ihr seht
ich atme ein, ich atme aus, ich bin
vor liebe schön
noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
noch immer auf der suche nach der
stummen nachtigall
dem blinden mond, nach dem zitronenwal
die seele weint, sie ist verirrt – sei leise, sie verweht
ich träum noch, oder träum ich nicht … was geht?
noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
der herbstwind pfeift auf fingern, ich verfluche ihn
es ist morgen, es ist kalt, es regnet in berlin
im traum bei dir gelegen, deinen schlaf bewacht
es schwieg mir jede frage vor dem bild der nacht
noch immer liegt die glut unter der asche
ich atme ein, ich atme aus
der herbstwind kratzt mit fingern an der scheibe
es ist morgen, es ist kalt, es regnet rosagrau
– da bin ich aufgewacht
leipzig; davonlaufen will ich, wie im traum
gebannt von einer erinnerung. zeit steht
nachtrag vom 11. april 2006: (ogg; 6,8mb) (mp3; 12,8mb)
ich gab dir die namen der
lüsternen schatten hinter dem kirchturm
hoch über dem orb
unten am fluss sammelst du schwemmholz
mit dem eifer des kindes, das nie wachsen will
holz für unser feuer
(aus: ‚monolog der erinnerung‘)
davonlaufen will ich, wie im traum
gebannt von einer erinnerung. zeit steht
sonnchen, schick deine traurigkeit mir. los, weg
damit, gib sie mir. gibst du sie mir?
(14. november 2002, 12:50. sms)
gestern im studio. ‚lass vorüberziehn‘ aufgenommen. eine
verrückte version … danke, honky , für diesen produktiven
tag. nun muss ich eilen – meine sachen zusammenpacken
die bücher, das laptop. türenschlagen, treppentrampeln
über die autobahn … davon
– strassenmusik –
und dies kam per sms:
„ich singe für dich dir zu sagen wie sehr du mir
fehlst. der gitarrenheini hat überwiesen, ich sauf
mich tot und kotz später ins trauma – aufs hemd
der traumfrau“
nein, auf solche freunde will ich nicht verzichten:
die auch in den übelsten seinszuständen an mich
denken. (gleich gings mir besser. ich hoffe, dir
inzwischen auch?) das ‚trauma‘ ist ein laden in
marburg. vollgekotzt nicht zu empfehlen. den
namen des vaganten lasse ich besser unerwähnt
foto: leipzig, 28. oktober 2004
Thu, 11 Nov 2004 04:00:14 +0100
From: georg@peryton.de
To: rrrr@xxx.net
bevor du, herzallerliebste …
… sowas beschissenes wie sehnsucht nach der heimat kriegst: post von mir
keine guten politnachrichten aus d, haste ja schon mitgekriegt: castor durch und ein blockierer zerschnippelt. ich glaube nicht an die unfallversion, dazu gab’s „bei uns“ schon zu oft „heisse“ situationen
auch ich hab mich ein bisschen verliebt und gräme mich darum: wat soll sowat. ruhe will und kann ich mir in meinem leben nicht einrichten … trotzdem isses schön, wilde nächte zu haben und tags den einen oder andren sehnsüchtigen gedanken, ein „hach“, das zwischendrin so herausfällt, gar nicht sein soll und – im falschen moment passiert – erstaunen weckt, vor allem bei mir selbst
das fotographieren klappt und das schreiben auch
und das mukken sowieso und ich war wieder im studio – noch mehr prahlen? reicht doch: morgen werd ich ein punkstar und dann kaufen wir uns die regierung, genauso wie’s die andern machen und es gibt endlich freibier in den kindergärten. (oder was wollte rio reiser damals?)
ich bin kackenmüde, muss den rechner aus und die augen zumachen. vergiss nicht, dass du nicht vergessen wirst. neeee, da sorg dich mal nicht drum: fühl dich gedrückt und geknuddelt. ich freu mich sogar drauf, dich wieder zu sehen – war schön beim letzten mal. (sooooo schön, dass wir’s überlebt ha’m…)
genug jetzt. knuuutsch und tschüss
mein mailserver bringt nur fehlermeldungen. daher auf diesem weg an dich – eine leicht zensierte version
13:30 uhr. der castorzug rollt in norddeutschland
auf der letzten schienenstrecke zwischen lüne-
burg und der verladestation in dannenberg
noch einmal der link zu den aktuellen meldungen
über den laufenden atomtransport und über ak-
tionen des anti-atom-widerstands: castor-ticker
während der castorzug von protesten behindert
richtung zwischenlager rollt, polizei und paramili-
tärischer bundesgrenzschutz in gewohnter ma-
nier mit aller gewalt gegen die protestierenden
vorgehen, läuft im deutschlandradio berlin absur-
derweise ab 14:05 uhr der beitrag < 'Protest' -
Songs of Struggle and Resistance> … selbstver-
ständlich ohne einen hinweis auf die aktuellen ge-
schehnisse in deutschland: protest ist anderorts
deutschland stilles sauberland
heute in den raisdorfer honky studios die gitarren-
und gesangsspuren für zwei neue titel eingespielt:
’nimm‘ und ‚kinderficker‘. doch, ich bin zufrieden
foto: thomas vallentin
berlin, 02. november 2004
tatsächlich: manche lassen sich provozieren. manche reagieren
sogar. manche reagieren sogar überlegt. manche … genug davon
—– Original Message Follows —–
From: xxx
To: mail@peryton.de
Date: Sat, 6 Nov 2004 14:31:01 +0100 (MET)
ich hab übrigens gestern die erste fernsehwahldebatte
zwischen kerry und bush gesehen. dass er besser
geschminkt ist als schröder stimmt nicht mal und dass
er sätze sagt wie „ich will alle terroristen töten“, wobei
er natürlich die maßstäbe dafür setzt, wer einer warum
ist, wissen die leute, die ihn gerne gehabt hätten,
zumindest in deutschland, vermutlich/wahrscheinlich
nicht.
vermutlich nicht. freundlich unterstellt. und …
… merci
– oder – [ wie üblich: zum kotzen ]
nein, eure aktuellen kümmernisse begreif ich nicht. dieses heulen: ‚er hat gesiegt, der frömmelnde unhold, der irre christenführer‘ … habt ihr ernsthaft geglaubt, dass senator kerry – ein typ vom schlage des schönschmeichelbundesdeutschen kanzlers schröder, allerdings mit noblerer kosmetik geschmiert – eine glückbringende alternative gewesen wäre?
mit george w. bush als neuem usa-präsidenten sind die fronten klar und bekannt: kriege, folter, todesstrafen, ökologischer raubbau allerorten, weltpolitische allein- und grossgänge – alles wie gewohnt. will sagen: wie gewohnt ohne grösseren widerstand in den ‚oberen etagen‘, denn deren interessen werden nicht unwesentlich mitvertreten. und ohne grösseren widerstand in den ‚unteren‘ – denen ist nämlich ganz gleich, ob und wieviel menschen alljährlich in usa weggespritzt, abgeschossen, erstickt, totgegrillt oder aufgehängt, wieviele weggesperrt, vertrieben oder erschlagen werden; jeder splatterporno ist erregender und willkommen
mit john f. kerry … hätten diese trottel in europa auch noch willig mitgemacht. bitter ist das – und d a s nennte ich euch heu(ch)lerInnen einen wirklichen grund zum flennen. den andren mit trockenen wimpern sei empfohlen, was zu tun: die gitter müssen eingerissen werden, so das warten auf wunder nicht weiterhilft. mit verlaub: dafür gereichten euch hirn und hände. eure eigenen
leute, ihr seid doch zum kotzen
naiv
ein springerzug von einer stadt zu städten
noch gestern hiess das feld berlin – ich floh
in kaltem licht die stadt und unter kränen
vorangetrieben durch die nacht
zog ich nach westen fort
(gesucht, gesucht, vergessen und verwaist?)
es ist wie mit den ritzen
zwischen pflastersteinen: wer
sich verspringt, hat allen streit
verlorn
grossbaustelle berlin
lehrter bahnhof, 02. november 2004
– oder – [ die legende vom glück ohne ende ]°
betört von ‚paul und paula‘, vom roten wein und
dem zuckerrohrschnaps danach. sehnsucht nach …
taumelnde gedanken. das war so nicht vorgese-
hen: plagende sehnsucht. der tag begann wie er
endete. mit fragen. ich muss doch erst …
… vergessen?
° „die legende von paul und paula“
regie: heiner carow. ddr (1973)
nein, ich werde dich nicht zurückhalten – sorg dich nicht
sterbengehen ist das letzte bild; falls es gelang: kein
himmel, keine hölle, keine farben. du bestimmst
deine gefährten. ‚wir brauchen dich‘ zählt nicht mehr
traurig werd ich sein. von dir singen, vielleicht. vielleicht
verstehn. vielleicht vergessen. bleiben, getragen von
meiner hoffnung, ohne deinen grossen mut
nicht darauf mein wort: nein, ich verspreche
nichts, weil ich nicht wissen kann