[ angelegentlich. der vater (II) ]

„ich weiss, du mochtest meinen vater nicht und
vielleicht kannst es vielleicht jetzt nicht verste-
hen, aber er ist heute gestorben und ich habe
den kopf voll … donnerstag ist die beerdigung“

dass ich ihn „nicht mochte“ ist schon irgendwie
richtig – aber ich muss den mann, der sein kind
zur befriedigung seiner lust benutzte, auch nicht
‚mögen‘, oder? ich finde es unfair, dass er ein-
fach so abhauen konnte, bevor du ihm ins ge-
sicht gesagt hast, was er für ein widerlicher
mensch gewesen ist, auch wenn er in seiner
männlichkeit sich nicht von den meisten vätern
unterschied. ich musste ihn nicht mögen. dass
allerdings du noch glaubst, so etwas wie ‚liebe‘
für ihn empfinden zu müssen, nach all dem …

ich fände es durchaus angemessen, spucktest
du ihm hinterher, statt blumen, in sein grab. we-
nigstens diese geste. verstehst du? nur für dich


8 Responses to “[ angelegentlich. der vater (II) ]”

  1. k sagt:

    @ peryton:
    das ist glaube ich, ein Mißverständnis. Ich habe nicht behauptet, „Haß sei eine Umkehrung von Liebe“. Auch rechtfertige ich nicht den Dualismus „Haß//Liebe“. Es war nur der Versuch, die Tatsache von Gewalt (auch Haß), die/der in Beziehungen zwischen Menschen auftreten kann – herauszustellen, als eine Nicht-Liebe. (Weil: es gibt durchaus Menschen – welche Gewaltausdrücke als „Liebe“ empfinden) – Mir persönlich ist das Gefühl des Hasses ebenfalls fremd.

    Die Utopie einer besseren Welt halte ich für gut realisierbar, auch eine schrittweise Verwirklichung einer gerechteren Welt. Selbstverständlich ist „freie Liebe“ lebbar. Das passiert sogar oft.

    mit freundlichem Gruß
    k

  2. xc sagt:

    normalsterbliche können selten die gedanken von utopanten nachvollziehen
    mf
    ich hoffe , dass es dir gut geht und du nie die kraft verlierst die utopie zu leben versuchst.
    gruss
    xc

  3. peryton sagt:

    @ k:

    den schluss, dass das befürworten von hass die liebe (…) rechtfertigte (zudem „doppelt verstärkt“), kann ich nicht nachvollziehen

    betrachte ich hass als umkehrung von liebe (nur eine hypothese), ist sowohl der hass als auch das gleichzeitige gefühl der liebe (für die gehasste person) verständlich. aber für mich wiederum nicht nachvollziehbar, weil ich das gefühl des hassens nicht kenne. sonst hätte ich an anderer stelle sicher schon darüber geschrieben; aber was ich nicht nachfühlen kann, kann ich nicht beschreiben

    warum sollte es denn keine „frei gelebte liebe“ geben? nur deshalb nicht, weil die nicht freie alltag ist bzw. zu sein scheint? diese einfache logik würde jede utopie einer ‚besseren welt‘ zunichte machen

  4. k sagt:

    ich kann „c`s“ Gedanken der Fixierung des Phänomens auf den Dualismus von – Hass und Liebe – durchaus verstehen. Aber: die Befürwortung von Hass, würde die Liebe – als Gewalt-, Besitz- und Machttat (und Seinsweise) – noch doppelt verstärkt rechtfertigen.
    Das Festhalten am herkömmlichen Gewaltkreislauf-Denken zeigt keinen Ausweg.

    Ob es denn frei gelebte Liebe geben kann? Eine solche konstruktiv-ausgerichtete Lebensweise zu fühlen, zu denken – das wäre real – gestaltbar – sinnvoll.

  5. peryton sagt:

    @ c:

    von hass habe ich nicht gesprochen; von der verweigerung jeglichen respekts allerdings schon und von der abwesenheit frei gelebter liebe

    für mich fühlt sich beides nicht ‚richtig‘ an. aus der wortbedeutung abgeleitet müsste auch folgen, dass diese (gewaltvolle) richtung beibehalten wird. und – nein, das kann nicht richtig sein

  6. C sagt:

    Das problem ist, beides ist möglich: liebe und Hass. Und beides ist auch richtig.

  7. k sagt:

    die Situationen des Mißbrauchs (vielfältiger Art) werden in überaus vielen Familien praktiziert. Es ist eine Dunkelziffer, ein Schirm des unterdrückten Schreis, der wie eine Dunstglocke ausgespannt über dem Leben der, von einer Sphäre pressender Gewalt – eingefangenen Menschen (Kindern, Jugendlichen, Ehe-/ Lebenspartnern) schwebt.

    Umstände der verbalen und physischen Gewalt, die jedoch oftmals nur schwer zu durchbrechen (geistig zu zerstören) sind, weil „es eben nicht sprachlich artikuliert und folglich „in der Schwebe“ verfangen bleibt.

    Die von Peryton hier geschilderte Familiensituation (der eingetroffene Tod des männlichen Familienoberhauptes) tangiert diese Ohnmachtssituation, das Eingefangensein und Beherrschtwerden von dem vermeintlichen Wunsch nach Liebe (enttäuschte Liebe einer Ehepartnerin? oder die enttäuche Liebe des Sohnes, der Töchter?) – einer Liebe, die nur durch Macht / Besitz / Begehren (in Wirklichkeit: einem Zustand der Un-Liebe) präsentiert wurde.

    Wie aber ausbrechen aus diesen verlogenen Machtsystemen? Am Grabe Blumen zu werfen, einer verlorenen „Liebe“ (die in Wirklichkeit keine war und ist) künslich nachzutrauern – mag ein hilfloser Akt der Konvention sein. Es ist vielleicht – außerdem der Wunsch zu zeigen, wir lebten angeblich „normal“. Es geschah „mit den Blumen“ jedenfalls kein eigentlicher Akt der „Reinigung“. Eine Erlösung im eigentlichen Sinn, kann sich nur dann ereignen, wenn es deutlich und anklagend zur Sprache gebracht wird (das Protestgebet des Schreis gegen…). Die Besitzverhältnisse, die Machtspirale der Herrschaft von Menschen über (Mit-)Menschen, muß (mit mentaler – starker Energie) bewusst zerstört werden.

    („k“ hier – kennt die Familienverhältnisse von Peryton nicht – sie erlebte die patriarchalischen Verhaltensweise in „ihrer Familie“ nicht so stark, aber sie versteht das Anliegen dieser von P. geschilderten Situation).

  8. xc sagt:

    hmm – kommt auf die blumen an
    jede hat ihre bedeutung
    sowohl gute als auch schlechte
    doch dies ist eine sache
    die nur ihr entscheiden könnt
    nichts niemand kann das innere
    vollkomen wahrnehmen
    mein freund
    ich denk an dich mf
    werde mein herz deinem schmerz
    deinem winden, deinen gedanken
    miteinbinden mf
    gruss
    xc

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