[ … vegan? nein, nicht ]


3000 Nerze freigelassen – Schlesen – Unbekannte
Täter haben in der Nacht zu Dienstag 3000 Nerze von
einer Tierfarm in der Gemeinde Schlesen (Kreis Plön)
aus ihren Käfigen freigelassen“
kn (25-07-2008)

das klingt wie eine gute nachricht. das klingt, als ob ein
paar mutige versucht hätten, tieren eine chance zum le-
ben zurückzugeben, die die menschliche verwertungs-
logik nicht vorsieht: pelze hätten daraus werden sollen

natürlich wiegelt der zeitungsartikel den politischen zu-
sammenhang herunter, natürlich werden sämtliche tie-
re eingefangen, natürlich werden die am ende dennoch
befreiten tiere einen schrecklichen tod in freiheit ster-
ben, einer diesen fremden feindlichen freiheit … wie ein
solcher artikel schliessen muss, ist hinlänglich bekannt

so weit, so schlecht

auf directaction.info ist ein bekennerInnen-schreiben
zu finden, in dem es abschliessend heisst: „gewidmet
ist diese aktion den gefangenen tierrechtlern aus
österreich!“
. wer nicht informiert ist, was sich derzeit
diesbezüglich in österreich tut, kann hier nachlesen

so weit, so viel schlechter

ich weiss, ich gehöre zu den spielverderbern. ich ge-
höre zu den nicht leicht zu begeisternden. ich zähle
zu denen, die um verständlichkeit, um vermittelbar-
keit von inhalten bemüht sind. der begriff „vegan“ ist
dem normalen menschen ein schwer verständlicher

der vorgebliche „schutz“ von leben spielt sich im per-
sönlichen ab oder auf der abstraktionsebene von pa-
ragraphen. der „schutz“ von tieren hat im tierschutz
seinen platz und seinen niederschlag im öko-etikett
der teureren bekleidung (beim geldbewehrten klien-
tel) oder in einem farbaufdruck auf dem frühstücksei
am morgentisch des übersatten bildungsbürgertums

„vegan“ ist ein im allgemeinen nicht verstandenes
fremdwort, das eingang gefunden hat auf speise-
karten, auf kosmetikpackungen, auf mehr oder we-
niger umstrittenen lebensmittelmarken in bioläden
und als modeartikel auf tshirts, in musiktiteln, als
tattoo auf jugendlicher haut. „vegan“ klingt gut
und jung und modern und politisch … irgendwie

ich erspare mir das wiederholen alter litaneien, ver-
weise auf (meine) alte polemik – und mache es kurz:

das befreien gefangener tiere ist selbstverständlich
eine notwendigkeit, soll aktiv gegen tierverbrauch-
endes menschenverhalten vorgegangen werden …
wenn dadurch auch nur für augenblicke und an we-
nigen orten freiheit entsteht; individuell ansetzen-
der widerstand kann selbstverständlich nur punk-
tuell vonstatten gehen. eine direkte aktion hat
immer symbolcharakter, hat immer eine botschaft

das „widmen“ einer tierbefreiungsaktion für men-
schen
schafft falsche zusammenhänge, schafft fal-
sche fakten und funktionalisiert die nun nicht mehr
„befreiten“, sondern „benutzten“ tiere zu werkzeu-
gen. wo vorher die befreiung – respektive „die frei-
heit“ – im vordergrund stand, steht also der zweck

dies ist politisch nicht vermittelbar. solches han-
deln ist nicht „vegan“; allenfalls äusserst unklug


6 Responses to “[ … vegan? nein, nicht ]”

  1. peryton sagt:

    @ rosi

    ich kann nicht rauslesen, wen genau du beschimpfen willst und normalerweise lasse ich hier auch keine beschimpfungen zu. aber weil das zu deiner art des argumentierens zu gehören scheint, diesmal doch

    schriebe ich nun zusammenfassend zu all dem, was du nicht geschrieben hast, aber doch hättest schreiben müssen, sofern es dir ernst gewesen wäre mit deinem beitrag, dann könnte ich dir schlicht und platt zurückwerfen „versucht es doch über politische arbeit“

    mein rat an dich ist demzufolge ein anderer, aber aus gründen der müdigkeit, immer wieder das gleiche sagen (oder tun) zu müssen, vergleichbar banal (und beleidigend): lies, was du geschrieben hast, noch einmal genau durch. dann nachdenken und … (ja, schämen ist blöd, gell?)

    oder ist dir die folgende antwort lieber, die dir immerhin einige anstrengung abnimmt, den unsinn von verallgemeinerung aufzudecken?

    danke dir, ökologisch weitblickende, dass du mit deinem auto die vielbefahrene, breit ausgebaute landesstrasse, an der viele der befreiten tiere tot herumliegen sollen, nicht befährst (am besten gar nicht mit dem auto unterwegs bist), dass du selber keine haushühner hälst, den örtlichen jäger daran hinderst, weitere fasane vor der jagdsaison auszusetzen, danke, dass du die ökologische landwirtschaft förderst, damit dem rebhuhn lebensräume erhalten bleiben und ebenso dem hasen (den du zum beispiel vor dem bereits erwähnten jäger schützt, indem du dich vor seine flinte stellst und/oder kaputt machst, was er zum töten braucht), dass du dich nicht fortpflanzt, kurz: danke, dass du selbst deine umwelt nicht bedrohst und veränderst und dich mit all deiner kraft für den schutz und den erhalt von leben einsetzt ohne ansehen von person, lebensweise oder möglichen nutzen

    jaja. das war verkürzend und gar billige polemik; aber du weisst doch: wie es in einen blog hineinlallt, so knallt es manchmal heraus und um die heissen ohren

    falls du noch einmal – ernsthaft – versuchen willst in die diskussion einzusteigen, empfehle ich dir, einen angemesseneren ton zu wählen; sonst schlägt mein spamfilter zu und deine ‚mühe‘ war vergebens

  2. rosi sagt:

    ich habe heute mit einem feuerwehrmann gesprochen, der an der pelztierfarm war – er sagte, dass es weit mehr als 3000 tiere waren, die freigelassen worden sind. viele davon sieht man jetzt am straßenrand liegen- futter für die krähen. ausserdem reissen die minks haushuehner, junge hasen, rebhuehner etc. sie werden das oekosystem veraendern, weil sicher etliche ueberleben und sich fortpflanzen – sie bedrohen dann die verschwindend geringe population der deutschen nerze. danke ihr „tierschuetzer“ …
    IDIOTEN!
    versucht es doch ueber politische arbeit!

  3. ergänzung sagt:

    der trugschein im text-directaction.info ist eigentlich klar zu erkennen.

    es handelt sich hierbei ganz bestimmt nicht, um so genannte „veganerInnen“.

    „nerze“ (nicht die von tötung und gewaltakten betroffenen tiere selbst) wurden befreit… die gesamte action bezog sich auf menschen (`für tierrechtlerInnen in austria`) .

    (zur ergänzung)

  4. m. sagt:

    also bei mir war`s so, ich lebte 2 jahrzehnte lang vegetarisch, dann kam seit 2 Jahren die hinentwicklung zur vegan-lebensweise und (ganz ohne milch, ei). aber ich habe mich lange damit (ernährungswissenschaftlich, usw.) damit auseinandergesetzt. (in der chinesischen medizin wird z. B. oft fleischnahrung empfohlen) – individuell konnte ich immer leicht auf fleisch und fisch verzichten. aber die meisten leute finden einen komisch und `sektiererisch`, wenn du milchprodukte, fleisch, fisch nicht konsumierst – leder, pelze gehören oft auch zum bildungsbürgerlichen – mitteschicht -outfit…

    persönlich bin ich mit der entscheidung zur vegan-lebensweise sehr einverstanden… die fragestellung nach der sprachlichen und kulturellen vermittlung, wie du es lebst ohne in herkömmliche etikettierungen zu verfallen – finde ich (ebenfalls) grundlegend wichtig…

    soweit etwas zum thema
    m.

  5. xc sagt:

    nachtrag zu unklug

    in einem buch (ich meine es war der graf von monte christo) gab es eine stelle in der es hiess die menschen seien dumm sie lassen wie ein schaf zur schlachtbank führen. oder so ähnlich

    und mit jedem jahr dass ich älter werde wird dies bestätigt. und den kampf gegen diese menschliche dummheit haben schon ganz andere verloren

  6. xc sagt:

    …. äußerst unklug.
    mein freund,
    waren wir jemals klug?
    nein, denke nicht!

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