Archive for the ‘uncategorized’ Category

[ auf halbmast. berlin ]

Freitag, Juli 7th, 2006

aus. jetzt wohnt die stille in der stadt. ton-
los starrt der handymann zur seite, hand am
ohr. ampeln stehn auf rot. selbstvergessen
popeln wartende in graumelierten nasen, ein
strichbaby macht gähnend feierabend: wei-
nerliche ficker sind die schlimmsten. wortlos
schiebt man currywürste übern tresen: keine
eile mehr. die totenstille nach den grossen
gesten

selbst der heisse wind scheint zu flüstern. er
schraubt sich in spiralen auf, packt erschöpfte
siegeswimpel, die gestern steif und strotzend
schwarzrotgoldne hahnenkämme waren, an-
geschwollen vor dem grossen kampf – aus. ‚wir‘
sind verloren. ‚wir‘ ham verspielt. ‚wir‘ lassen
aufgereckte arme wieder sinken: geschla-
gen. geohrfeigt. gemeuchelt. totgeschossen. ein
volk schleppt sich in trauer

und was in jämmerlichen resten sackt, herab-
hängt, nachschleift, in den gossen staubt, sieht
heute mehr denn gestern aus wie windeln, aus-
gebrauchte: der deutsche arsch hat blutig aus-
geschissen seinen stolz


[ songliste tangermünde (30. juni 2006) ]

Donnerstag, Juli 6th, 2006

part I

1. in jedem stück
2. natürlich [text]
3. und eine frühlingsbläue
4. mach nen punkt
5. dieses land [text]
6. spiessersong
7. da du gehen musst
8. gestern war es [text]
9. es ist noch nicht gelungen
10. wind von süd (evian)
11. monolog der erinnerung [text]
12. besse en chandesse
13. ne tirez pas!

part II

14. wenn ein tag beginnt wie jeder
15. manicalea
16. als ich bei dir war
17. jedesmal [text]
18. unter der asche
19. harte tage
20. feuer und rauch
21. mein herz
22. unser dilemma ist das schweigen [text]
23. das meer
24. trash behind your house
25. asyl

zugaben

26. mein vater war ein nazi
27. heut wein ich
28. sagt der wind
29. geh zu ihr
30. zwischen uns die jahre
31. kinderficker [text]

‚lesecafé‘, tangermünde, 30. juni 2006, 21:00 – 0:30 uhr


[ blühende bastarde ]

Mittwoch, Juli 5th, 2006

heute ist mutter-mit-kind-tag in kreuzberg, wollte
ich schreiben und stoppe, noch immer irritiert von
der feststellung, beinahe zwei wochen lang keinen
eintrag in mein notizbuch gemacht zu haben

leere eisbecher kippen von den tischen. wäre ich
aus pappe, auch ich würde mich treiben lassen, mit
dem sommerwind; allein schon wegen den hilflosen
menschenblicken hinterher

im haus gegenüber wohnt eine jugendfreundin. ich
habe ihren namen an der klingelleiste wiedergefun-
den. sie ist ahnungslos, da oben hinter irgendeinem
dieser hohen, gründerzeitlichen fenster, ob meiner
blicke hinauf. und sie soll ahnungslos bleiben

rechts ein kleiner park. schrundige holzbänke war-
ten im schatten gelb blühender bäume. die jenseits
der strasse, hinter dem damm der s-bahn-trasse
fruchten schon. es ist eine frage der art °, stelle ich
fest, genauer hinschauend

na siehste: die bastarde machen das leben erst
bunt – nicht einzig unter bäumen

° winter-linde (tilia cordata)
krim-linde (t. x euchlora)


[ veranstaltungstipp: widerstand gegen bauxit-abbau in kashipur (indien) ]

Dienstag, Juli 4th, 2006

informationsveranstaltungen in mannheim und heidelberg
zum geplanten bauxit-abbau in kashipur (indien)

„solidarität mit den adivasi aus kashipur (indien)!“

dienstag, 4. juli 2006, 19 uhr
jugendkulturzentum ‚forum‘
neckarpromenade 46, mannheim

mittwoch, 5. juli 2006, 19 uhr
hörsaal 3, neue universität
universitätsplatz heidelberg

mehr informationen: www.kashipur.info


[ heute abend im ‚zimmer 16‘ ]

Montag, Juli 3rd, 2006

wie an jedem ersten montag im monat wird auch heute
die ‚offene bühne‘ veranstaltet. wer nichts besseres zu
tun hat oder keine ausreden findet: hingehn. ich werde
auch dort sein … und – natürlich – spielen. ‚zimmer 16‘
(berlin-pankow, florastrasse 16). ab 21:00 uhr. der
eintritt ist frei


[ ein sonntag in b ]

Sonntag, Juli 2nd, 2006

beinahe das schlimmste ist die auswahl eines neuen
programms. nein, ich spiele selten das gleiche. meist
entscheide ich mich für eine neue zusammenstellung;
aber dieses beschränken, dieses begrenzen-müssen
… es ist wie das zurücklassen von kindern an einem
bahnhof: ihr könnt nicht mitfahren, ihr werdet mir
fehlen. vielleicht werde ich unterwegs einen schreck
bekommen: es wird zu spät sein, der fehler ist getan

heute ist sonntag. heute wird sonntag sein. ich werde
langsam durch den görlitzer park gehen, vielleicht
die schwere kameratasche bei mir tragen, sofern
die sonne scheint, werde ein bestimmtes café auf-
suchen, einen tisch mit blick zur strasse finden und
dort mein buch aufschlagen: ruhe. den beifall nach-
klingen lassen. die schweren momente. und dann
den blick wieder nach vorne richten


[ gruss zurück an o. ]

Samstag, Juli 1st, 2006


 

danke sehr, lieber o., für deinen gruss
in meinem gästebuch
. ich revanchiere
mich gern – anstelle einer langen rede –
mit einem foto. von dir
 

foto: biblis, 29. april 2006


[ mein tränensee ]

Freitag, Juni 30th, 2006


 


schlagen die wellen von links heran
verglüht das land, brechen sie von
rechts her, rollen sie steine. dann
legt der sturm das schilf und unter
regenwutanfällen flieht die stille …

als wir fliehen mussten, schutz finden
in der nacht, als unser feuer zerstob
in knallenden funken – und wir ver-
loren uns, durchnässt, frierend und
der stürme müde, ohne schlaf

nein. ich nehme worte nicht zurück
nicht eines, in den gedankenbriefen
ausgedacht, damit sie ausgedacht
sind, auf den weg gebracht, aus-
gesetzt und sinnlos wie das wasser
an ein ufer schlagend, wieder und
wieder und wieder
 

foto: friedrichshafen, 21. mai 2006


[ was haben peryton & albino mit permakultur zu tun??? ]

Donnerstag, Juni 29th, 2006

das:
am kommenden samstag
den 01. juli 2006
sind peryton & albino gäste der
‚permakultur sommerakademie‘

sie reden über ihren veganen alltag
sie philosophieren über utopien
und sie spielen. gemeinsam

download: veranstaltungsflyer (pdf)


[ peryton: fussballfrei & unpatriotisch ]

Mittwoch, Juni 28th, 2006


 

während patriotenhorden fernsehglotzen
stolz sind und unter bunten windeln kotzen
macht peryton musik fürs hirn – und für die
herzen, die weltoffen schlagen: kommenden
freitag im tangermünder ‚lesecafé‘. solo
 


[ leerzeichen ]

Dienstag, Juni 27th, 2006

es wäre zeit zuzugeben, dass ich das tempo nicht halten
kann. dass ich mich selbst überholt habe, beim davon-
laufen. dass ich in alte augen schaue, dass mir die worte
wegbleiben. dass mir die haare ins gesicht zurück fallen
die ich zur seite strich. dass ich gedanken fallen lasse
ohne bedauern. dass ich träume vergesse … das ist das
schlimmste, vielleicht. ja

sagen müsste ich, dass ich meine gründe habe. dass die
zeit selbst ein grund ist – ich will ihr die zeit lassen. sie
soll sich ausbreiten in mir, ohne dass ich ihr misstraue

(ich misstraue ihr. und die haare habe ich abgeschnitten
vor einem spiegel und bin diesem blick ausgewichen; ich
will ihn nicht sehen: heute keine vorwürfe mehr. nein)


[ nicht von belang ]

Montag, Juni 26th, 2006

mir ist der kopf wirr. aber ich kann wieder ruhig
atmen. was ist schon dabei, hatte sie gesagt, und
ich schrie vor zorn laut auf

vermutlich habe ich unrecht. unser streit ging
um das thema beschneidung, also etwas neben-
sächliches. belangloses. nicht wert der näheren
betrachtung; und – recht hast du – meine ansicht
ist irrig, dass auch die beschneidung von jungs
eine gewaltsituation sei, eine machtvolle über-
schreitung ihrer selbstbestimmungsrechte, die
selbst zu schützen, sie nicht in der lage seien –
was ist schon dabei, sagte sie

ich werde weiter darüber nachdenken, wenn mein
zorn sich gelegt hat. wenn ich leise worte finden
kann, dagegen


[ was nachzutragen ist ]

Sonntag, Juni 25th, 2006


 

was nachzutragen ist (ich fand das foto eben): es
war mehr als nur gemütlich bei euch; trotz enge
und grossstadt und schwierigen themen. bis bald!
 

foto: berlin, mai 2006


[ 1 : 0 ]

Samstag, Juni 24th, 2006

„Die Ablehnung der Richterin Spannagel-Scherr am Amtsgericht
wegen Besorgnis der Befangenheit durch den Angeklagten (…)
wird für begründet erklärt.“

(beschluss des heidelberger amtsgerichts vom 20. juni 2006)

somit ging diese runde zweifelsfrei an mich


[ to do: angreifen! ]

Freitag, Juni 23rd, 2006

es ist kaum zu glauben, aber diese person ist tatsächlich
wiedergekommen. ich kann nicht glauben, dass meine bei-
träge zum thema ‚universelles leben‘ derart missverständ-
lich waren …

falls ich dich ungerechtfertigt angreife, weil du eigentlich
hilfe suchst, um dich von dieser sekte zu lösen, dann ver-
zeih meinen spott und melde dich ‚richtig‘ bei mir. du wärst
nicht die erste aussteigerin, die wir auffangen und unter-
stützen, um mit vereinten kräften diese menschen und tiere
instrumentalisierende organisation
anzugreifen und zu zer-
schlagen


[ der alte baum ]

Donnerstag, Juni 22nd, 2006

komm und sieh selbst, hatte ich gesagt, ihn an der hand ge-
nommen, hatte ihn wenige meter weiter bis an den stamm
einer eiche geführt. wir blickten nach oben, wo ein himmel
blau durchs blätterwerk der krone sichtbar war

sie ist vielleicht schon hundertsechzig jahre alt. unter ih-
rem laubdach müsste dunkler schatten liegen, aber so war
es früher. sie wird das nicht mehr leisten. die menschen, die
du unbarmherzig kritisierst, haben kein erinnern daran, dass
ein baum sie schützt, bei regen. sie konnten das vielleicht
niemals erleben. sie wachsen auf im bild des kranken, ohne
zu wissen, wie der gesunde steht. sie wachsen auf im alltag
des zerstörten. willst du von ihnen nun erwarten, dass sie
an regeln der gewohnheit gehn und sie verstossen? dass
sie die ihnen unbekannten grenzen wahren? dass sie wert
schätzen, dessen wert sie nie zu schätzen lernten, dass sie
beschützen, dessen schutz sie nie gespürt – und dass sie
all dies lieben?

aber wo sollen wir dann anfangen? fragte er, auch seine au-
gen schauten fragend, verjüngt fast um sein ganzes leben

ja, mein alter freund, mein junger freund, wo greifen wir an?


[ vielleicht aber ]

Mittwoch, Juni 21st, 2006


 

vielleicht aber
ist meine traurigkeit
die tinte

sogar das fröhliche erinnert sich in
abendfarben. wie eine schale wein
die in der hand liegt, die, wenn zeit
sich vor dem einverleiben hindehnt
zu sprechen anhebt von den jahren

vielleicht aber
ist jede traurigkeit
mein wort
 

foto: friedrichshafen, 03. august 2005
copyrights: peryton & t. sommer ©


[ morgenkontrolle ]

Dienstag, Juni 20th, 2006

der eine der beiden zollpolizisten nahm meine brieftasche
die ich kurz zuvor auf der motorhaube abgelegt hatte, an
sich und begann sie zu durchsuchen

ich: ach, sie sind vermutlich der meinung, dass es sich da-
bei um das innere eines autos handelt? das lassen wir mal
schön bleiben. sie haben sich gründlich verirrt

er: ja, wenn das hier so rumliegt …

ich: ganz schön dreist, sowas. sofort her mit dem ding. das
gehört zu meinem wohnzimmer, zu meiner privatsphäre, in
der sie weder was verloren, noch was zu suchen haben. und
freiwillig würde ich sie niemals dorthin lassen

… und zupfte die brieftasche aus seiner hand

ich: wenn sie dann endlich fertig sind, können sie gehen. a-
ber vorher entschuldigen sie sich noch bei mir


[ pictures of an exhibition ]

Montag, Juni 19th, 2006

grillvergnügen unterm sonnenschirm. an plastiktischen
wird gegessen, das hundi liegt im stühleschatten, hech-
elnd, dicke kinder spielen ball. und zeltaufstellen ist ver-
boten, sonst …

speck glänzt, speck schwitzt, speck stinkt. im mittags-
flutlicht blitzen ringe, knöpfe, falsche sterne über oder
unter körperwülsten und verweisen kahlrasiert auf das
geschlecht, nicht jeder stoffschurz dient der zier: pictures
of an exhibition

das ufernahe wasser ist die badewanne. opas paddeln
enkelinnen hinterher, im gummiboot, dieweil: im schre-
bergartenbiotop wüten die maulwurfsgrillen und wür-
den ausgerottet wie der giersch, ich stelle ihnen ohne
gnade nach, wenn ich nur könnte, schimpft eine frau am
nebentisch, dann einen bierschluck aus dem glas. wie
schade, sage ich, die armen tiere, was unerwidert bleibt
und vielleicht unerhört, denn längst ist umgeblättert
worden: hautkrebs und andres unwohlsein, an dem die
leute langsam sterben sollen, über die man spricht

in sanfter brandung spielen kinder kreischend inva-
sion, der horizont wird klarer, die berge rücken nah. heut
abend gibt’s gewitter sagt die frau, s’kommt da was von
hinten her. und das gespräch erstirbt zu einer kurzen
stille. der eros ramazotti singt leise über liebe, glaube ich


[ flussabwärts II ]

Sonntag, Juni 18th, 2006

(also geht es doch: im norden zufrieden, im süden zu-
haus. das alles ist mein glück und was dazwischen ist)