Archive for August 10th, 2004

[ versprochenes ]

Dienstag, August 10th, 2004

drei fotos haben mich inzwischen erreicht: zwei
vom konzert in berlin-pankow (‚zimmer 16‘), eines
vom konzert auf dem ‚latschprojekt‚-camp nähe neustrelitz

das eine der fotos (alle von peter bleith ©) gibts
hier, die beiden anderen nachfolgend:
 

– daniel verdier und peryton (himself) vor dem konzert –
 

– daniel verdier und peryton nach dem konzert –


[ hirntod ]

Dienstag, August 10th, 2004

– oder – [ wenn der kopf schon hinüber ist, der körper sich noch wehrt ]

ist „schreibtod“ ein angemessener begriff für jenen zustand der schreibblockade, der eintritt, wenn der wortgebärungszwang zu gross geworden ist? als wort für eine universale dimension des empfindens: dieses übermächtige schweigen. existentielle angst vor bleibender unfruchtbarkeit der sinne. die jedoch in aller regel endlich ist und nicht, wie im todesfalle, endgültig. auch wenn immer noch wunder- und abergläubige – jeglicher evolution der rationalen vernunft zum trotz – bis heute behaupten, dass der tod gerade dies nicht sei. allerdings ist der einzig gültige beweis stets und nur persönlich anzutreten. am ende, eben

der begriff „montagsdemonstrationen“ kann schreibblockaden durchaus lockern. erschüttern geradezu die reaktionen der aktuellen regierungsvertreter, von denen äusserungen vernehmbar werden, denen vor allem ihre persönliche betroffenheit zu entnehmen ist. doch: herzhaft böses lachen lockert ungemein

aber was ist passiert?

die staatstragenden parteien fast aller couleur mühten sich redlich, ein programm zum abbau letzter verbliebener reste von sozialstaatlichkeit zu entwickeln, damit es den armen endlich richtig scheisse gehe und den reichen – nicht. nun sind sie überrascht, die um das wohl des staates bemühten – ja, geradezu empört – über reaktionen aus betroffenen teilen der bevölkerung: die gehen nämlich auf die strasse. und bezeichen diese aufzüge gemeinerweise als „montagsdemonstrationen“ … was für eine respektlose frechheit. jaaaaa – früher, als montagsdemonstrationen noch gerechtfertigt waren, – damals und „drüben“ – ging es schliesslich gegen das regime, ging es um die freiheit …

wäre es bei diesem einen aufschrei geblieben, wäre das lethargische hirn nach kurzem blinzeln, gähnen und strecken wieder hinweggedämmert. doch es folgte weitere unruhe: axel–springer–verlag und spiegel–verlag treten gemeinsam gegen die neue deutsche rechtschreibung an. sie verkünden, zur «alten schreibweise» zurückzukehren. was der geschäftsführer der rechtschreibkommission, klaus heller, «unmoralisch» findet. der vorsitzende der „zwischenstaatlichen kommission für deutsche rechtschreibung“, gerhard augst, warnt gar vor einer rücknahme der neuerungen. er hält es für «unverantwortlich», die rechtschreibreform noch zu kippen. im „deutschlandfunk“ sagte er, er habe angesichts der diskussion den eindruck, dass es vielen nicht um die rechtschreibregeln gehe, sondern um einen allgemeinen reformunwillen. die meisten menschen wüssten gar nicht, was sich durch die reform ändere

aaah – ja. so haben wir ganz fix den weg zurück zu den „montagsdemonstrationen“ gefunden. denn das behaupten jene, die stets bemüht sind, ihren staat im schönsten glanz poliert erscheinen zu lassen, die „obersten staatswichser“ also, auch: das gemeine „volk“ ist zu blöde. und zu frech

ich war und bin ein gegner der aktuellen rechtschreibreform. einer meiner vielfältigen gründe ist der verlust von ursprungs- und entwicklungsbezügen vieler worte oder redewendungen: ein erneuter, ein unverzeihlicher verlust von geschichte, von sprachlicher und kultureller identität

der schulterschluss von „bildzeitung“ und „spiegel“ bedeutet keine hinwendung zu progressiver sprachlicher avantgarde. ganz im gegenteil: in krisenzeiten erblüht die reaktion allerorten – auch auf diesem feld. «aus verantwortung für die nachfolgenden generationen empfehlen wir auch anderen die beendigung der staatlich verordneten legasthenie und die rückkehr zur klassischen deutschen rechtschreibung», so der vorstandsvorsitzende der axel springer ag, mathias döpfner und der chefredakteur des nachrichtenmagazins „der spiegel“, stefan aust

hirntod: wenn der kopf schon hinüber ist, der körper aber das nicht merkt