Archive for 2008

[ ich finde patrioten zum kotzen ]

Montag, Juni 30th, 2008

deutsche krieger sind mir nur als verlierer lieb; das
unerträgliche klopapierschwenken ist vorbei. nicht
vorbei ist das nachfragen, warum ‚die nation‘ (wie-
der) ‚gebraucht‘ wird und von wem; die helden, die
führerfiguren, die vorbilder. wer trägt den nutzen?


[ trash-archiv. manchmal (live 2004) ]

Sonntag, Juni 29th, 2008

„manchmal“ – einer der ‚alten‘ chansons, die im aktuel-
len programm keinen platz haben; obwohl er einer je-
ner leisen ist, die so leicht überhört werden und mir
– vielleicht auch deshalb – besonders am herzen liegen

daniel verdier improvisiert auf seinem bass eine beglei-
tung, die behutsam, ja: zurückhaltend bleibt und den-
noch ein so starkes klangfundament herstellt, dass im
wenigen, in der schlichtheit, eine grosse dichte entsteht

„manchmal“ (live am 11.03.2004. 4:58min)
(mp3; 7,0mb) (ogg; 4,7mb)


[ trash-archiv. das meer (live 2004) ]

Samstag, Juni 28th, 2008

– peryton und daniel verdier
‚caféte‘ magdeburg, 11. märz 2004 –
 

diese aufnahme ist eindeutig übersteuert; aber sie hat
– wie ich finde – eben das einzigartige einer live-aufnah-
me, der es gelungen ist, die atmosphäre eines beson-
deren abends einzufangen. ich habe ein wenig im archiv
gewühlt und noch einiges mehr von diesem konzert ge-
funden; selbstverständlich werdet ihr davon zu hören
kriegen … häppchenweise

die eine zuhörerin, die im abspann „ihr seid musiker!“
ruft – so lange hat sie gedrängelt, ob ich denn irgend-
wann eine aufnahme von „das meer“ bringen könnte
… jetzt ist also das warten vorbei. am e-bass zaubert
ein mitreissender daniel verdier, der unüberhörbar eine
menge spass an diesem abend hatte

und das gleiche wünsche ich euch nun auch: eine men-
ge spass beim ‚live dabeisein‘, vier jahre danach:

„das meer“ (live am 11.03.2004. 8:04min)
(mp3; 11,3mb) (ogg; 7,9mb)

die live-technik wurde an diesem abend gemeistert von
martin ‚malte‘ pelzer, der mich ein halbes jahr später
als bassist auf der bühne begleiten sollte. die einge-
schränkte qualität der liveaufnahme ist allerdings nicht
ihm, sondern meinem altersschwachen md-recorder
anzulasten
 

originalfoto: thomas vallentin (berlin) ©


[ die hutverkäuferin ]

Montag, Juni 23rd, 2008

oder vielleicht diesen?, fragt sie mit einer mir nicht
verständlichen begeisterung. schon beugt sie sich
zum wiederholten male über die auf einer schrägen
unterlage gestapelten auslagen, greift nach einem
exemplar, das ich mit einem kopfschütteln abweise
ohne den versuch einer anprobe. nein? nicht? wir
haben auch noch strohhüte. hier, diesen da fänd
ich besonders schick …

als sie erkennt, dass mit mir kein geschäft zu mach-
en ist, geht eine verwandlung in ihr vor, die in den
augen beginnt, von dort auf ihren körper ausstrahlt
wie das kühle grau eines wolkenschattens; was e-
ben noch souverän an ihr war, gelassen, distanziert
– ja: strahlend – ist plötzlich ängstlich und klein

sie muss ihre hüte ebenso ans volk bringen wie ich
meine lieder, denke ich. wenn wir scheitern, wenn
wir ungehört bleiben, hören wir auf zu existieren

und ich reiche ihr zum abschied meine hand


[ patriotenlappen, lumpenschwenker ]

Freitag, Juni 20th, 2008

die halten tatsächlich ihre patriotenlappen
so aus den autofenstern, dass du aufpassen
musst, ihre heldenfäuste nicht zu beschädi-
gen, beim vorbeiziehn. denke ich und muss
meinen ekel unterdrücken beim anblick von
so viel deutschelndem wahn

dann: wie kommt’s, dass mir beim anblick
schäubles, auf der tribüne eines sportsta-
dions im rollstuhl hockend, in patriotischer
anteilnahme am sieg deutscher fussball-
panzer
unmittelbar der gedanke ein-
schiesst: wenn den jetzt irgendwer schub-
sen tät …
es täte mir nicht leid. schubs

was mich nachdenklich macht. betroffen. sol-
te ich tatsächlich ein aggressionspotential
besitzen, das auf anzeichen von deutschtü-
melei und militarismus hin ausgelöst wird?

am rande meines gesichtsfeldes nehme ich
eine person war, die einen moment lang in
ihrer bewegung verharrt, sich bückt, dann
weiterläuft. ein moment der irritation inmit-
ten eines menschenstroms. mir bleibt die zeit
stehen, als ich sie zu erkennen glaube; und
finde kaum zurück in die gegenwart, als ich
meinen irrtum einsehe. die grüne ampel gibt
den weg frei, ich gebe gas. vorbei an lum-
penschwenkern, die leiser geworden sind


[ ça y est! ]

Mittwoch, Juni 4th, 2008

I:
nun ‚lebt‘ es wieder, das gästebuch, mit allen einträ-
gen … und freut sich über eure freundlichen grüsse

II:
überraschend schnell fand sich eine lösung, damit ich
wieder per email erreichbar bin; ohne den gewohn-
ten komfort, aber immerhin erreichbar. allein das zählt


[ no milk today. no mail ‚till … ?]

Montag, Juni 2nd, 2008

während der deutsche bauer um mehr verdienst
streikt und die milch, die er gefangenen kühen un-
gefragt und zwangsweise abzapft, auf die äcker
kippt, anstatt wie gewohnt, das geld vom händ-
ler zu nehmen, das ihm zu wenig scheint, aber
doch den kühen zustände, wollten die ihre milch
überhaupt dagegen tauschen – was ich bezweifle

wer also ein wenig verstand und (!) kultur besitzt
und zudem die zusammenhänge zwischen unse-
rer hochzivilisierten sattheit und dem hunger der
welt sehen kann, verzichtet sowieso auf milch
oder eben generell auf die ausbeutung und nutz-
ung von tieren bis hin zur totalen verwertung
und empfiehlt dem sich beleidigt gebärdenden
landwirten, freundlichere produkte herzustellen

und schon leben jene tieren besser, die frei blei-
ben und an altersschwäche sterben oder am für
sie normalen verlauf des lebens … gleichwohl
den unzähligen menschlichen bevölkerungsan-
teilen anderer kontinente, die nicht mehr ver-
recken müssen an unserer fetten (un-) moral
der zwei blinden herzen, die im einen moment
ebenso innig liebt, wie sie im nächsten ihre lie-
be vergisst und nimmt und tötet und gebraucht

ja, so einfach könnten lösungen klingen

nicht so einfach zu lösen ist das problem, das
mich auf unbestimmte zeit hindert, eure emails
zu empfangen: der mailserver ist ‚abgeschmiert‘
und ich weiss nicht, wie lange dieser zustand
anhalten wird. darum bitte ich euch, in dringen-
den fällen mein gästebuch zu benutzen. aber
– dieser hinweis ist eigentlich gänzlich unnötig –
erwartet bitte kein antwort per email …


[ des amis disparus ]

Samstag, Mai 31st, 2008

zwei emails gaben mir einen glückvollen einstieg
in den tag. ich bin eben ein mensch, der nicht
aufhören kann zu warten; diese lebenszeichen …


[ nachtgruss ]

Freitag, Mai 30th, 2008

„eigentlich male ich nur die schatten des lebens
nach und werfe sie dem traurigen hell, dem glück-
lichen dunkel in den weg“
(aus: über … peryton)

wenn ihr meine seite nicht durchstöbert, werdet
ihr nicht bemerken, was ich inzwischen neu ge-
macht, repariert, umgeschrieben und geschönt
habe. aber falls ihr das macht und fehler findet:
her mit der kritik. bitte. aber nun: gute nacht. ich
bin zum sterben müde und ziehe doch – weil mir
die alternative bleibt – das schlafengehen vor


[ erinnern an werner braeuner ]

Sonntag, Mai 25th, 2008

kiel, 24. mai 2008. anlässlich der bevorstehenden
kommunalwahl demonstrieren zwölfhundert gegen
das zunehmen rechtsradikaler aktivitäten in der
jüngeren vergangenheit und vereinen sich unter
dem lagerübergreifenden slogan „npd verbieten“

bildung tut not. die schwarze kapuze bewahrt e-
bensowenig vor dummheit wie eine kommunal-
wahl vor faschistischen strukturen im staatsge-
füge, in behörden, auf polizeiwachen, in den me-
dien, am arbeitsplatz und … in den arbeitsämtern

mit dem stück „gestern war es“ will ich heute an
werner braeuner erinnern, der am morgen des 06.
februar 2001 in verden den direktor des dortigen
arbeitsamtes, klaus herzberg, erstach. werner
braeuner wurde zu zwölf jahren haft verurteilt
 

„gestern war es“ (live, 25. april 2008. 3:07min)
(mp3; 5,1mb) (ogg; 3,9mb)
 

updates (15. mai 2011):

offener brief zum hungerstreik von werner braeuner
(Komitee f. Grundrechte u. Demokratie e.V., 11.05.2011)

interview mit werner braeuner (mp3, 30:11min)
(quelle: freie-radios.net, 08.09.2010)


[ peryton schnoddert. live ]

Sonntag, Mai 18th, 2008

peryton – schnoddernd – über schnodder, geigerinnen
und die attraktivität des alterns. in zwei minuten zwei

„peryton über die attraktivität des alterns“ (live. 2:02min)
(mp3; 3,0mb) (ogg; 2,4mb)


[ l’illusion de vivre. live ]

Freitag, Mai 16th, 2008

so ich die zeit finde, in der nächsten zeit, werde ich
mich mit freude wieder um fremde zöpfe kümmern –
bis dahin aber wird ein gutes stück frühling übers fla-
che land wehen und die eig’nen sind mir rot genug

heute: der kümmerliche versuch das kranke gäste-
buch
zu reanimieren. der erfolg: unser patient kann
wieder sprechen; immerhin. nur leidet er an gedächt-
nisverlust. und wir leiden mit. ja, es ist halt wie im
richtigen leben: wir klammern uns, schwächelnd, an-
einander fest … und an die illusion der besseren tage

„l’illusion de vivre“ (live, 25. april 2008. 3:35min)
(mp3; 5,7mb) (ogg; 4,0mb)


[ weisst du. live ]

Mittwoch, Mai 14th, 2008

tagsüber brennende sonne, doch an der küste
zwingt ein wind in jacken. der weissdorn macht
blühende hecken, in den gräben rufen die krö-
ten eintönig nach liebe. abends denke ich an dich
 

„weisst du“ (live, 25. april 2008. 3:24min)
(mp3; 5,7mb) (ogg; 3,9mb)


[ in diesem augenblick. live ]

Freitag, Mai 9th, 2008

tage wie diese fressen die stimme weg, brechen die nä-
gel ab, lassen den kühler des autos vorsorglich einmal
aufkochen: kleiner test für die nerven. aber wenn das
licht ausgegangen ist und diese stille eintritt, die eine
bühne zur bühne werden lässt, dann … dann weiss ich
wieder, warum ich meine arbeit liebe

ich habe noch ein akustisches leckerli für euch; geniesst
es, während ich unterwegs bin zu euch, zu dir oder dir:

„in diesem augenblick“ (live, 25. april 2008. 3:41min)
(mp3; 6,3mb) (ogg; 4,2mb)


[ peryton on stage – mai 2008 ]

Donnerstag, Mai 8th, 2008

samstag, 10. mai 2008
„chanson und lyrik“. peryton
kulturcafé
otto-von-guericke-strasse 54, magdeburg
( link: google maps )
beginn: 20:00 uhr

ein leckerli für neugierige oder alle, die das konzert verpassten:
livemitschnitt aus der salzkirche, tangermünde (25. april 2008)
„über spiesser und andere“ (10:48min)
(mp3; 17,4mb) (ogg; 13,0mb)

[ ein tag am meer II ]

Mittwoch, Mai 7th, 2008

meine abendschöne. meine morgenschöne. meine
landschöne. mein knistern von frühlingslaub, von
knospenschuppen, wenn sie aufspringen, um trie-
be freizugeben, blatt oder blüte. naturgemäss kni-
stern sie unhörbar für dich. und das donnern der
panzerkanonen grollt lauter, lauter auch als der
wind. sie schiessen auf das meer hinaus, sie üben
den verschwiegenen alltag eines landes im krieg

dieser krieg aber ist uns unhörbar. unhörbar ist
der schrei eines ackers, aufgerissen von granaten

unhörbar gerinnt das blut des toten taliban. jeder
getötete fremde ist ein taliban ohne namen. meine
abendschöne, sagte er, bevor er auf seinen acker
hinaus ging, auf dem steine wachsen, besser als
das korn, um zerrissen zu werden zu lautlosen fetz-
en, vielleicht farbig genug für ein foto in den nach-
richten des landes seiner erfolgreichen jäger. mein
abendschöner. mein morgenschöner. im knistern von
frühlingslaub höre ich deinen schritt, deinen atem


[ ein tag am meer ]

Dienstag, Mai 6th, 2008

ich brauche dich. wie ich diesen satz hasse. im auf-
wachen hasse ich diesen satz, hasse, diesen satz
geträumt zu haben, hasse dieses aufwachen da-
nach. unter der torfhaut meiner erinnerung brennt
ein feuer. dieser tag wird beginnen, vorüberziehen
und seinen abend finden. am horizont weisse wol-
ken, von keinem schäfchen getrübt. im trockenen
schilf der gräben, die dem meer fauliges wasser zu-
tragen, spielt eine melodie. hörst du? und der ge-
ruch kommt vom rauch, vom feuer unter dem moor


[ chiuso. comprende? ]

Donnerstag, Mai 1st, 2008

geh fort. diese tür ist zu. geschlossen. wir beide sind
unsere wege gegangen und waren dem richtigen ge-
folgt. für mich ist das so geblieben: finito. comprende?

nein, trage mir nicht gefühle von schuld hinterher; es
funktioniert nicht. es berührt mich nicht mehr. dass sie
gestorben ist, geht mich nichts mehr an. dass sie er-
blindet ist, am ende ihrer tage, nachdem sie ein leben
lang die menschen um sich blenden konnte, nenne ich
angemessen. ja. ohne zorn, ohne hass, ohne häme, a-
ber eben auch ohne mitgefühl sage ich: angemessen

wir hatten unsere zeit zu wählen: diese tür ist lange
schon geschlossen. chiuso, comprende? nun geh fort


[ peryton on stage – april 2008 ]

Donnerstag, April 24th, 2008

freitag, 25. april 2008
salzkirche
zollensteig, tangermünde

samstag, 26. april 2008
hospital st. gertraude
scharnhorststrasse 2, stendal

„chanson und lyrik“. peryton
beginn: jeweils 20:00 uhr


[ eine zwei meter lange paranoia ]

Mittwoch, April 23rd, 2008

nachdem das herumfuchteln mit dem messer be-
endet ist, steht er vor mir, zwei meter lang, und
schreit ohne heiser zu werden. das findet meine
stille bewunderung. allerdings kenne ich den rest
schon: leute in schrägen lebensfilmen, die sich
beschweren, dass alle anderen schlechte schau-
spieler seien. längst bekannt. inzwischen langwei-
len mich derartige ausschmückungen des alltags