[ ein tag am meer II ]

meine abendschöne. meine morgenschöne. meine
landschöne. mein knistern von frühlingslaub, von
knospenschuppen, wenn sie aufspringen, um trie-
be freizugeben, blatt oder blüte. naturgemäss kni-
stern sie unhörbar für dich. und das donnern der
panzerkanonen grollt lauter, lauter auch als der
wind. sie schiessen auf das meer hinaus, sie üben
den verschwiegenen alltag eines landes im krieg

dieser krieg aber ist uns unhörbar. unhörbar ist
der schrei eines ackers, aufgerissen von granaten

unhörbar gerinnt das blut des toten taliban. jeder
getötete fremde ist ein taliban ohne namen. meine
abendschöne, sagte er, bevor er auf seinen acker
hinaus ging, auf dem steine wachsen, besser als
das korn, um zerrissen zu werden zu lautlosen fetz-
en, vielleicht farbig genug für ein foto in den nach-
richten des landes seiner erfolgreichen jäger. mein
abendschöner. mein morgenschöner. im knistern von
frühlingslaub höre ich deinen schritt, deinen atem


One Response to “[ ein tag am meer II ]”

  1. J. sagt:

    „der Krieg ist unhörbar“ – die Nähe des Krieges ist jeden Tag (auch hier) spürbar… „der Schrei des Ackers“ (die Zerstörung der Erde) – die Verzweiflung – der vom Krieg bedrohten Menschen – ist deutlich spürbar – es lässt sich gar nicht überhören – Du siehst es unmittelbar…

    ciao

    J.

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