[ samedi II ]

mit den vögeln erwacht, die glaubten, sie könnten
singen (sie täuschten sich einen frühlingsmorgen)
mit einer zwanzig jahre alten kassettenaufnahme
entschieden, einen spagat zwischen den jahren zu
wagen (erschreckt und erfreut zugleich), mit wagners
‚tristan‘ in der badewanne eingetaucht, wie in einen
jungbrunnen (aber es war keiner)

heute ist der tag, an dem ich gesund werde, sage ich
zu l. (sagte ich das?), doch sie hört nicht zu, aufge-
regt plappernd, weil es an ihrer tür geklingelt hat, der
bruder einer freundin, der so gut aussehe und ‚ach
scheisse, ich hab nur eine jogginghose an‘. zieh sie
aus, sage ich, das wird ihn beeindrucken

heute ist der tag, an dem ich gesund werde, denke
ich, lege das nasse telefon zum trocknen auf den
ofen, werfe zwei holzscheite in die glut, lege mich
erneut ins bett und schlafe sofort ein. immerhin: die
freundlichen träume sind zu mir zurückgekehrt


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