wenn ihr diese sätze zu lesen bekommt heisst das:
ich hatte keine zeit, etwas anderes zu schreiben. dann
sitzen wir – daniel und ich – gerade im kühlen keller einer
süddeutschen provinzstadt und mixen an den letzten
sekunden der neuen cd. oder wir proben bereits für
das neue programm – das wäre das beste. in jedem
fall heisst das: bis ich wieder an einem rechner sitzen
kann, dauert das ein paar tage. trinkt in ruhe ein täss-
chen irgendwas oder raucht ein pfeifchen oder auch
zwei … dann gehts hier weiter, wie gewohnt: schamlos
[ pausenzeichen ]
August 13th, 2006[ gesang und gebimmel ]
August 12th, 2006
eigentlich hatte ich keine lust mehr, nach den
nervtötenden erfahrungen der vergangenen
woche; aber weil die abendsonne lockte … ich
nehme ein wenig spott zurück, über diese stadt
und ihre satten kinder. heute war es nett. sehr
ein aktionstrupp heilseliger hare-krishna-jüng-
erInnen passierte in rascher folge zweimal mei-
nen spielort und zwang mich durch ihr bimm-
eln und singen zum pausieren. als sie dann auf
der gegenüberliegenden strassenseite aufstell-
ung nahmen, trug ich ihnen meinen zorn hin-
über: merkt ihr nicht, dass und wie schamlos
ihr grenzen überschreitet? als sie feststellten
dass mein brüllen trotz ihres lauter werdenden
gesangs nicht enden wollte, zogen sie sicht-
lich beleidigt davon, bimmelnd und singend
ja, die welt ist ungläubig und böse. manchmal
sogar lauter und böser: dann ist’s ein peryton
zwar fand ich meine aktion ziemlich … schräge
– bis mir ein passant auf die schulter klopfte: ich
bin auf deiner seite. das fand ich überraschend
(und) sympathisch; öffentliche solidarität mit
kritischen ist nicht alltäglich. und selbstver-
ständlich (auch) nicht unter den bürgern
[ wellen. vollmond. keine stille ]
August 11th, 2006
der see schiebt quecksilberwellen vor sich
her, als ob ihm langweilte. kein wind. hinter
mir naht ein lastwagen von links. ich weiss
die strasse weit entfernt. mich schmerzt
sein dröhnen. lasst mich einsam sein!
nach einer stunde breche ich die aufnahme
ab, nehme die kunstkopfmikrophone aus mei-
nen ohren: keine stille (mehr) in dieser nacht
[ @ freiheit ]
August 10th, 2006
wer seine kinder frei erziehen will, der muss
sie lassen. der kommt in erster linie mit der
freiheit dieser kinder klar; sonst wird das nix
[ nägel einschlagen ]
August 9th, 2006
du vergewaltigst kunst! du versuchst mit deiner kunst
nägel einzuschlagen! er rudert mit den armen, schlägt
imaginäre nägel in unsichtbare wände. deine kunst ist
ein protest – das ist meine kritik an dir! er nimmt einen
weiteren schluck rotwein aus unserem gemeinsamen
glas, gähnt. es ist sechs uhr morgens. das ist ein wider-
spruch? frage ich und beschliesse ins bett zu gehen:
meine kunst will ausgeschlafen herausgesungen sein
scan: notiz auf einem flyer zum ‚kulturufer‘
friedrichshafen, 06. august 2006
[ billige performance ]
August 8th, 2006
sie ist nicht eingeladen und wird nicht vermisst: wer
dennoch sucht, sucht ansprechende kunst verge-
bens. was sich ‚kulturufer‘ nennt, ist eine würstchen-
meile mit ‚performance‘, der kulturelle thrill liegt in
der ‚körperkunst‘. ich finde mir die schmalen bühnen
zwischen kunsthandwerkerständen und spotte gegen
lärm und blödes glotzen an: sowas wie ich dient blos-
ser augenweide. die eltern ziehen ihre kleinen angst-
voll weiter, die könnten lernen, dass der widerstand
im wort beginnt, dem ’nein‘, und in der eigenen sprache
[ lesezeit: universelles leben ]
August 7th, 2006
frauenmagazine? danke. sie gehören genauso wenig
zu meiner alltagslektüre wie männermagazine. aber
es gibt ausnahmen, gell? und deshalb empfehle ich
einen artikel in ‚amica‘ (10/97). das ist ja voll die al-
te kamelle, könnt ihr sagen. klar, antworte ich: aber
aktuell. noch immer
[ im focus: ritchie ]
August 6th, 2006[ pläne, pläne ]
August 5th, 2006
dass sie morgens im bett liege und darüber nachdenke, wie
es weitergehen könne, wie es weitergehen solle. dass sich
dies träumen nicht lohne, weil mittags schon das leben anders
aussehe als geplant, sagt sie und klingt dabei ein wenig müde
auch in meinem leben ist das so: mittags schon anders. leider
[ … und … ]
August 4th, 2006
und hatte ich dir auch erzählt, dass ich die s., die w. besucht
habe, auf meinem weg nach süden? sie schien fast unverän-
dert, noch immer auf der suche nach sich selbst. sie atmet
konzentriert, dann schweigt sie einen atemwanderweg lang
sonst? in ihrer nachbarschaft, da wohnen neue nazis. das
allerdings ist nichts besonderes, seit dieses land geteilt war
in zwei stücken; nur, dass sie den deutschen adler von den
fahnen losgeschnitten haben. fliegen darf er jetzt bei tag. er
kreist, er sucht, er schreit von oben, bald über den wüsten
auch
[ meine freunde – deine freunde ]
August 3rd, 2006meine freunde machen gen-mais kaputt. und deine?
[ zweiter august ]
August 2nd, 2006[ ‚universelles leben‘ ist angreifbar! ]
August 1st, 2006
das war also wieder nix. die sekte ‚universelles leben‘ – um
die sogenannte prophetin gabriele wittek herum aufgebaut –
handelt sich eine blamage nach der anderen ein. leider in-
teressiert das bislang nur allzu wenige. was wir gerne än-
dern wollen: ul ist angreifbar!
in magdeburg scheiterte ein anzeige von ul-mitgliedern gegen
den juristisch verantwortlichen eines veganen informations-
blogs. die staatsanwalt hatte wegen ‚volksverhetzung‘ sowie
‚übler nachrede‘ ermittelt. erwartungsgemäss wurde das ver-
fahren am 28. juli 2006 zu lasten der staatskasse eingestellt
ebenfalls eingestellt wurde mitte juli das verfahren gegen den
‚gefährlichen straftäter‘ peryton, der angeklagt war, in einem
dem sektenimperium ‚universelles leben‘ angehörenden ver-
kaufsgeschäft im mannheimer hauptbahnhof im frühjahr 2005
einen sachschaden von 50 euro angerichtet zu haben. das stu-
dium der umfangreichen ermittlungsakten erlaubte den geg-
nerInnen der sekte weitreichende einblicke in die fruchtlosen
bemühungen des sekten-justitiars dr. christian sailer. immer-
hin gelang es diesem, über den zeitraum eines dreiviertel jah-
res hinweg eine ‚aufenthaltsfeststellungsfahndung‘ gegen
peryton zu erwirken: der preis für seinen fleiss
wir bedanken uns: advokätchen, das war interessant und lehr-
reich – und so richtig scheisse für gabis zukunft. weiter so!
[ peryton meets steel4art und reichlich gesin(n)de ]
Juli 31st, 2006
eigentlich bin ich im urlaub. eigentlich wollte ich nur mal vor-
beischauen, bei den freunden, als einer der zahlreichen gäste
das kunstfest ‚gesinndehaus ittenhausen‘ in den räumen von
steel4art geniessen. kein verstecken: ich musste spielen. un-
plugged nächtens im gewölbekeller. es wurde nett. sehr nett
im hintergrund – passend – gemälde von brigitte messmer
(noch ein foto, aufgenommen von michael weinmann)
foto: peryton meets steel4art
friedrichshafen, 29. juli 2006
aufnahme: susa
[ kopflos, einsam, träumend ]
Juli 30th, 2006
die einsamkeit der kleiderpuppe, kopflos, im schatten-
abseits einer seitengasse, passierenden in ihren blick
gestellt und doch: sie scheint den menschen unsicht-
bar
ein kleid, das wenig stoff enthält, in mango, nein, in a-
pricot-olive, am busen streng, nach unten abgeschlos-
sen durch ein faltenröckchen, endet, wo ihr weisser
körper endet, abgeschnitten ist. vielleicht ist’s dies
voll mitleid schaute ich auf sie die volle stunde: kein
aug berührte sie, der wind, manchmal, ein besen
wimmerte ihr zu, von hinten, hilflos, an der haus-
wand lehnend, ohnmächtig verliebt, so schien es
mir, jedoch für einen besen in der seltnen, ja, in
einer einzigartgen lage, träumend held zu sein, be-
schützer ihres rückraums gegen fremde feinde
warum nicht?
die meisten menschen träumen sich das boot, wenn
sie ertrinken und sie träumen inseln, wo nur wasser
ist; am ende nämlich sind sie alle gleich: der achtlo-
se, die kopflose und auch der strassenbesen, an den
rand gestellt
foto: freiburg, 17. juli 2006
[ der mond, darüber ]
Juli 29th, 2006
die stille fehlte mir sofort. das feuer machte schatten
zwischen schwarzen stangen, ich konnte stimmen ah-
nen und gesang, dann trommeln, rauchig setzte eine
flöte ein. ich nahm die einladung nicht an, ging über
silbergrauen kies den weg zurück, der mond hing an
den spitzen toter bäume, die einzeln aus dem dunkel
ragten und für die ich schmerz empfand, sofort, und
widerwillen gegen alle, die sie übersehen, selbst in
der tageshelle. die stille trieb mich an und unsicht-
bare mäuse trieben längs des pfades ihr geschäft, ich
störte nicht, selbst als ich talwärts galoppierte, weil’s
in der lunge wohl tat, auch an den blossen sohlen
[ gefangen II ]
Juli 28th, 2006
wenn mir die leere in den kopfraum aufgestiegen ist
dann komm ich her, durchwandere die viertel als
tourist und sitze in cafés, der grellen bilder wegen
und mache landschaftsmalerei in worten
(geseufzt) hier tropft die gute alte zeit noch von den
dächern, hier macht uns dümmlich-froh, was uns an
andrem ort gefährlich schien: die saturiertheit mit
dem blick zurückgewendet. hier ist es wahr und schön
und gut
[ tarantula II ]
Juli 27th, 2006
in der mitte des beckens brodelt ein vulkan, flammt
auf aus der tiefe des grates. es brennt! ruft es. davon
zu laufen ist nicht drin. gut so, denke ich, die augen
öffnend und giesse öl in das feuer: es brennt. endlich
[ closed eyes opened ]
Juli 26th, 2006[ gefangen ]
Juli 25th, 2006
an der ampel. die mir entgegenkommende junge frau trägt
dreads und einen luftigen rock in indischem stil, besetzt
mit silbern blinkenden spiegelknöpfen, sie lächelt in meine
richtung, geht vorbei, dreht sich noch einmal zurück und
lächelt erneut. du denkst, wir glichen uns, denke ich. die
ampel schaltet um, ich fahre
ey rastafariman, singt der afrikaner freundlich im vorüber-
gehn, und zeigt dabei die zähne, ich lache zurück. im näch-
sten moment erscheint mir meine reaktion missglückt: er
grüsste einen rastafariman, das bin ich sicher nicht
die frau in serviererinnen-uniform geht von der terrasse
ins café zurück und zieht an einem ihrer schuhe eine kau-
gummifadenspur mit sich, die länger wird und länger. sie
blickt verzweifelt. iiih! kreischen ihre kolleginnen so laut
es ihnen schicklich scheint. ich lache
es ist nicht einfach