[ wenn polizisten gewalttätig werden … ]

Juni 14th, 2006

… dann können sie es nicht leiden, wenn sie daran
gehindert werden. so geschehen in heidelberg, am
donnerstag, 05. september 2005, als ich mit einem
freund im café sass und beobachten musste, wie
ein betrunkener von zwei polizisten ‚angegangen‘
wurde – bis ich hin ging und fragte, was da los sei

die ganze geschichte zu erzählen dauert mir jetzt
zu lang. nur so viel an dieser stelle: einer der beiden
polizisten bedrohte mich mehrfach (‚dann gibts aufs
maul!‘) … aber jetzt bin ich der verleumdung heidel-
berger polizisten angeklagt. ja, eben: deutschland
heute. der prozess dazu findet heute, mittwoch, um
9:00 uhr vor dem amtsgericht heidelberg statt

hätte ich bislang genug zeit gehabt, meine prozess-
erklärung zu schreiben, würdet ihr die an dieser
stelle gelesen haben. und nun: wünscht mir spass
und glück!


[ space II ]

Juni 13th, 2006

autos lärmten vorüber, sonnenflecken zitterten
lautlos durch den strassenahorn. zehn minuten
pause, freundliche worte beim bezahlen: ich
drück dir die daumen

danke, sagte ich, die hürde wiegend, die zu
nehmen war

(die hände öffnen sich, der rücken richtet sich
auf. die brille abnehmen, die augen ausreiben
und durchatmen. bleiben)


[ last chapter ]

Juni 12th, 2006

er kam auf mich zu gerannt, grinsend, kopf-
schüttelnd, am hals nass vor aufregung. und
eben: breit grinsend

er kann nicht grinsen, sagt ihr? natürlich habt
ihr recht. aber wenn er es könnte, hätte er es
getan. sicher. und ich habe ihn auf den arm
genommen, herumgeschleudert, wie ein klei-
nes kind, jauchzend, beide. hätte ich. wenn er
nicht zu gross dafür gewesen wäre

das war eine lange reise, sagte er. sagte er
nicht. aber beide welten kennen unser glück


[ an … ]

Juni 11th, 2006


 

ich glaubte, du reist übervoll der freude zu deiner
wolkeninsel, zwei vogelherzen im gepäck? dann
aber traf ich m., der mir erzählte … komm, lass
dich von hier aus grüssen, drücken, trösten: wir
andern müssen warten lernen oder (und das
weisst du eh) immer wieder gehn
 

foto: berlin, 19. april 2006


[ deutschland heute: nazis atmen auf ]

Juni 10th, 2006

al sarkavi ermordet, hingerichtet, peter handke verzichtet, franz
xaver kroetz legt die feder zur seite, auf seite eins, im feuilleton °

ein kurzhaariger lehnt an einer hauswand, gegenüber meinem
schreibcafé, ein bunter lappen hängt aus seinem rucksack raus

bei einer solchen nachricht werden die ewigen deutschen auf-
atmen: braunrotgelb ist wieder in. unübersehbar. auf allen ka-
nälen können sie aufmarschieren. unwidersprochen

° – (frankfurter rundschau, 09. juni 2006, nr. 132)


[ umzugsfragen ]

Juni 9th, 2006


 

ich trage meine herzen in einem koffer
voll stroh von hier nach hier. darf ich
ihn stehenlassen, für einen augenblick
madame? monsieur? ein momentchen
nur? das wäre nett
 

foto: 06. märz 2006


[ an z. ]

Juni 8th, 2006

bist du sicher, dass die aufgaben nicht zu gross sind, die
du mir zuweist? ich lege deine fragmente neben meine. sie
bleiben schweigend liegen. kein klares bild. kein wind, der
muster aufwirft, der das mosaik neu formt. fragmente
worte liegen sätze neben fragen zeichen zettel ohne seiten
richtung durchgestrichen (gilt es oder gilt es nicht?)

bist du dir wirklich sicher, dass die aufgaben nicht zu gross
sind, die du mir gibst? ich bin ein blöder schreiber, kein
zauberer, verzeih, ein zauderer vielmehr; gar, wenn’s um
das leben andrer geht, bin ich behutsamer (und hoffe
sehnlichst, dass mich niemand lügner ruft)


[ leben wagen ]

Juni 7th, 2006


 

der regen brach in dünnen fäden durchs dach. dagegen
helfen schüsseln und schalen. der tee war heiss. im ofen
kein feuer: am ende des winters ist das holz knapp. und
in decken gehüllt schlucke ich meine sehnsuchtsknoten
herunter wie klumpen trockener erde. ach ja. damals. am
ufer die sterbende eiche, rauch in ihren zweigen. vor dem
fenster ein see. ein engel im schnee. schnee. schnee

fahren wir fort, wirst du fragen. natürlich wird es bei der
frage bleiben. weisst du, ich kann nicht. ich bin nicht hier
 

foto: freiburg, 27. april 2006


[ an j. ]

Juni 6th, 2006

es tut gut, von dir zu lesen. deine worte geben mir
augen, füllen leere auf, die sich ausbreitet mit
klebrigem schwarz zwischen meinen kopfzeilen

(auch wenn ihr das noch nicht bemerktet, weil ich
schauspieler bin, ein lügner, täuscher bin, ein
peryton: ihr seht den schatten und erfindet mär-
chen, zeichen, kreuze gegen eure namenlose angst)

du lernst das fliegen, ich lerne das schweigen


[ und heute fröhlich ]

Juni 5th, 2006

ach, lass mich einfach zufrieden, sagt sie ton-
los, wie nebenbei gesprochen, nur, weil ich
zwei-, dreimal wiedersprochen habe (das sind
die schwalben, nicht die fledermäuse). scheiss
foltermaschine! ihr ruf klingt fast fröhlich, be-
vor sie mit nachdruck die tür zu ihrem zimmer
schliesst


[ am weiten sand ]

Juni 4th, 2006

die insel war dein traum, nie meiner. auch wenn ich dir
dorthin gefolgt bin, weil ich wissen wollte, wie sich der
echte sand anfühlt, von dem du mir erzähltest, seit den
ersten ausgeschwiegenen momenten, also wenn worte
sich versäumen, wenn das schweigen eintracht bringt
und eine nähe, die den blick gefährlich ändert; entgeg-
nen wirst du mir, ich sei vorausgegangen – und du hast
recht, ich will nicht streiten, hinterher, wo aller grund
zum streiten zur vergangenheit geworden ist: gescho-
ben hast du mich. oder – im gefühl der zeit gesprochen –
wir sind den irrsten träumen nachgelaufen, nachge-
sprungen, haben uns verlaufen, wie die kinder, in den
hingeträumten wäldern, zwischen dünen haben wir die
spur verloren. oder war es zwischen feuchten wänden
im dachgeschoss, windreiche strasse einer stadt?


[ schmeiss wech! ]

Juni 3rd, 2006

ein weiterer kurzbeitrag zum thema ‚universelles leben‘:

1. informieren
2. runterladen
3. handeln


[ mein herz ]

Juni 2nd, 2006

heute verspätet. und sehr in eile; ich bin eigentlich gar nicht
hier. ich packe aus und um und ein und fahre gleich weiter

aber damit ihr durchatmen könnt – an meiner statt – tief und
träumend, bevor ihr weiterkämpft, natürlich, denn so strutz
und stramm kann das alles doch nicht bleiben, mit deutsch-
tümelei und fussballpatriotismus bis zum erbrechen und neu
erstarktem militarismus und hitlerjunge ratzinger in polen …
bwoah

„mein herz“ (premaster)
(ogg; 2,6mb)


[ sagt der wind ]

Juni 1st, 2006

fröhlich bin ich, freunde und ich bin es nicht
versteht ihr? versteht ihr?

plötzlich war der abend über uns gekommen
das feuer war herabgebrannt bis auf die glut
ich habe dich beim wort genommen und entführt
so war ein tag zuende

es ist nicht so, dass wir uns wiederträfen, später
wir müssen uns verlieren, irgendwann
und nach der logik unsres daseins ist das gut
es stirbt mit uns die zeit

nimm dir einen tag
nimm dir einen tag zurück ins leben

plötzlich stand der abend über uns
das feuer war ausgebrannt bis zur kalten asche
ich legte deine hand in meine … ewigkeiten
eine amsel sang für dich. so war der tag am ende

und irgendwo, irgendwo
ist eine kerze ausgeblasen

sagt der wind


[ eine frage (nach) der motivation ]

Mai 31st, 2006

meine seitenstatistik erlaubt ziemlich tiefe einsichten
in das leseverhalten von besucherInnen des peryton-
weblogs. wenn ich euch jetzt verrate, dass eine der
regelmässigen besucherInnen als mitglied der sekte
‚universelles leben‘ erkannt ist, die ich mit gezirkeltem
spott
begiesse …

ehrlich gesagt, mir ist das durchhaltevermögen dieser
person rätselhaft. ist sie eine miserabel getarnte spio-
nin? oder braucht diese person die permanente be-
schimpfung? bin ich zu freundlich? missverständlich?
oder sucht ein armer mensch vielleicht kontakt, eine
hoffnungsvolle tür, die haltende hand für den ausstieg?


[ dann kann ich bleiben ]

Mai 30th, 2006

es ist nicht so, dass ich nur in der gegend herumfah-
re, dem müssiggang frönend … wer meinen blog so
versteht, liest nicht genau genug zwischen den zeilen

natürlich arbeiten wir immer noch an der neuen plat-
te, aber wir lassen uns mehr zeit als eigentlich dafür
vorgesehen war. auch der titel wird anders heissen als
geplant. hier der (neue) titelsong in einer schon fast
fertigen version

und weil ich weiss, dass sie dieses lied von anfang an
mochte, schicke ich ihr hiermit einen gruss, etwas ver-
spätet, für ihr ankommen im hier und jetzt und heute
oder in der zeit

„dann kann ich bleiben“ (premaster)
(ogg; 5,0mb) (lyrics)


[ unerreichbar blieb ich ]

Mai 29th, 2006

ein buch, eingeschlagen in zeitungspapier
(darmstädter echo, 11. september 2001)
die ränder abgestossen, ausgefressen von
der zeit, fand mich in vergessenem gepäck

in seiner sprache erzählte es von dir. wort-
los du, gabst du mir; unerreichbar ich, blieb
ich unerreicht. hättest du gesagt, ich bin
, ich wäre taub gewesen


[ aus meinen augenwinkeln ]

Mai 28th, 2006

ich bin die m., hat sie zu mir gesagt, sagte er und
schüttelte dabei den kopf, verneinend. achtund-
dreissig jahre sind wir verheiratet und heute ver-
rät sie mir, wie sie heisst

aus meinen augenwinkeln drängen tränen, heiss
und brennend. dann, nachdem ich entschieden
habe, dass dies mir nicht peinlich sei: was bist
du nur für ein alter trottel


[ gehe nicht über los ]

Mai 27th, 2006

zurück zum anfang. aber nicht über
los. keine prämie einziehen. oder
doch einmal aussetzen? (endlich?)

im regen zurückzukehren macht
mich depressiv. das haus scheint
leer, so leise, dass die wände mit-
einander reden

ich habe dich gesehen, ganz früh
morgens, sagt sie und ich zweifle
dran. (ich? frühmorgens?? das kann
nicht …) wirklich, sagt sie. und ich
raste mit meinem fahrrad quer über
die kreuzung, ohne auf die autos
zu achten – die fuhren mich dann
beinahe tot; aber du bist weiter-
gefahren, ohne mich zu bemerken

sagt sie. das telefon macht alles
wärmer, irgendwie. aber meine
zweifel bleiben


[ (nach dem regen) ]

Mai 26th, 2006

der stift gräbt sich fest im wort:
zum weiterschreiben brauche
ich distanz. rückfahrt morgen

(nach dem regen riecht die luft
nach erde unter schnee. ich
träumte ohne abschied. fremde
menschen wünschten mir heut
einen guten morgen. nach diesem
regen riecht die luft nach deinen
haaren, heimlich und verborgen)