Archive for November, 2006

[ schon wieder vergessen … ]

Donnerstag, November 30th, 2006

das kam eben per sms:

„Georg, wenn du uns nachher keine Poster mitbringst
lassen wir dich nicht rein! Peryton! Peryton! Peryton!“

aaaah – richtig: das hätte ich fast vergessen. verflixt. und
sofort fällt mir siedendheiss ein, dass auch er schon min-
destens zwei monate darauf wartet, dass ich ihm endlich
die versprochenen plakate und die buttons schicke …


[ niels, marburg und die langeweile ]

Mittwoch, November 29th, 2006


 

beim stöbernden aufräumen fand ich dieses
bild. jetzt kriegst du es endlich zu sehen, niels

ja, sicher: fotos aus marburg sind zwangsläufig
langweilig, aber nicht alle sind zwingend uner-
bittlich

 

foto: n. vor dem marburger schloss
marburg, im märz 2005


[ die worte sind gefallen ]

Dienstag, November 28th, 2006

sag doch etwas, schreibt sie und meint das freundlich, da-
von bin ich überzeugt. aber ich bin in eine achterbahn ein-
gestiegen und muss die luft anhalten, muss mich festhal-
ten, damit ich nicht stürze, muss zusammenhalten, damit
nicht davon fliegt, was fliegen kann, mütze, halstuch, jack-
entaschen sind schon leer, die worte fallen einfach aus –
bitte anhalten, bitte festhalten, bitte anhalten, bitte …

bitte. ich weiss nicht, was zu sagen bliebe, jetzt: die worte
sind gefallen


[ terra inkognita ]

Montag, November 27th, 2006


 

inkognito. das wort zerperlt mir auf der zunge, während
ich ein foto ausschneide. in – kog – ni – to. im kopf dehnt
sich das o zu einem langen atemzug. in – kog – ni – tooo

ich gebe preis: zwei augen. ihre augen. wovon ich träu-
me, kann ich doch erzählen? es ist der alte widerstreit
– ich streite. noch bin ich unsicher, wer eine beste aus-
sicht trägt auf sieg oder auf niederlage. finis terrae

ein zögern, dann: beides nicht wünschenswert. zu wün-
schen aber wäre eine reise: menschenland, unbekannt
 

foto: tangermünde, 25. oktober 2006


[ episode mit hund ]

Sonntag, November 26th, 2006

soll ich die hunde-episode wirklich noch erzählen?
sie ist doch schon vertagt … also: hinter der glä-
sernen eingangstür springt der hund auf, als er
mich bemerkt und kläfft, kläfft, kläfft. sie öffnet
die tür, das viech stürzt auf mich zu und lärmt oh-
ne unterlass. minutenlang. ich schaue ihn an

du machst ihm angst, sagt sie, wenn du ihn so
anstarrst. und gibt ihm endlich ein zeichen, ruhig
zu sein. augenblicklich: stille

ich bin ein mensch, ich starre, sage ich – drücke
ihr die mitgebrachten dinge in die hand und wen-
de mich zum gehen. gastfreundschaft fühlt sich
halt anders an


[ ohne wehmut ]

Samstag, November 25th, 2006


 

irgendwie fühlt es sich gerade
so an. alles ohne wehmut

(und ohne den schnee)
 

foto: oderbruch, 22. februar 2005


[ weit und zeit ]

Freitag, November 24th, 2006

nun wäre die ruhe zum schreiben und der ort. weit genug
entfernt, genug zeit zu schlafen, ein ofen wirft unablässig
wärme aus und in der gemeinsamen küche quillt der run-
de tisch über von bestecken, tassen, aufgerissenen brief-
umschlägen neben einer vielzahl veganer leckereien. vor
dem fenster malt die sonne helle schatten auf rohe ziegel-
wände

die bilder finden keine wortwege hinaus und das taube
herz pumpt blut. würde mein kopf nicht ohne unterlass
durchspült vom rauschen des tinnitus, sagte ich: es ist
eine stille in mir

laufe ich in mir davon?


[ fotos konzert stendal 06. oktober 2006 ]

Donnerstag, November 23rd, 2006


 

– ein später nachtrag –


alle fotos lassen sich
– wie immer in diesem weblog –
durch anklicken vergrössern

 

fotos: daniel verdier (bass) & peryton (gesang/gitarre)
’sankt gertraud hospital‘, stendal, 06. oktober 2006
aufnahmen: herbert otto (stendal)
copyrights: peryton & h. otto © (2006)


[ tot, der biermann. ein abgesang ]

Mittwoch, November 22nd, 2006

biermann, zu alter kollege, nun hast du dich adeln las-
sen, ans kreuz der feinde nageln lassen, endlich. lange
musstest du heulen, stimmgewaltiger heuler, bis sie
deine rosa seele einverleibten wie der teufel das weih-
wasser zur mitternacht

es ging das vergessen dir so leicht vom kopfe an die
brust, dass ich ein traulich lied gedrechselt aus geklau-
ten reimen
, von ehedem, als deine zähne noch zu knir-
schen vermochten mit den ehrlichen worten. so glaub-
ten manche, damals

[ abgesang ]

du lass dich nicht einkaufen
in dieser kaufmannszeit
die allzu billig sind singen
die allzu willig sind hängen
hoch und fallen mit dem kniefall
ab in vergessenheit

(für wolf biermann, anlässlich der verleihung des
bundesverdienstkreuzes am 15. november 2006)


[ eingerissen ]

Dienstag, November 21st, 2006


 

wenn ich nicht zuordnen kann, von wem ich geträumt
habe, macht mich das unruhig. am ende war ich mir
sicher, dass du das warst. wir beide auf einer reise
durch herbstliches land, barfuss, selbstverständlich

es ist der alte widerstreit in mir. lasse ich einen men-
schen in mein leben? lasse ich dich in mein leben? am
liebsten lebte ich ungestört weiter, als ob nichts pas-
siert sei; aber etwas ist passiert: ich habe geträumt
 

foto: ein riss in der fassade
tangermünde, 25. oktober 2006


[ worst case ]

Montag, November 20th, 2006

er schaukelt ein wenig vor und zurück, seine hände liegen
gefaltet im schoss, während er erzählt. unter dem blauge-
streiften baumwollhemd, das ich als eines meiner alten
erkenne, zeichnet sich die kugelform seines bauches ab

der ist gewachsen, denke ich. und dann sehe ich mich dort
sitzen, hände im schoss gefaltet, die kugel haltend oder
meine hände auf ihr abgelegt und stelle mir den blick von
oben vor, auf diesen bauch unter blauen streifen. das ist
die frage, die mich im augenblick beschäftigt, sagt er und
ich sehe seine augen meine finden, der worst case, sozu-
sagen

ja, nicke ich, worst case


[ waldspaziergang ]

Sonntag, November 19th, 2006


 

während wir durch den wald liefen, warf ich einen jäger-
hochsitz um. das geht einfach und schnell, wenn du ein-
mal gelernt hast, wie das gemacht wird. irgendwie war
das ganz normal für mich. die mich noch nicht kannten
schienen ein wenig verwirrt; aber wenn du erst einmal
gelernt hast, was als normal durchgehen kann …
 

foto: tangermünde, 26. oktober 2006


[ kaffee und zigarette ]

Samstag, November 18th, 2006

eigentlich frühstücke ich nie, sagt sie, macht einen letz-
ten zug und drückt die zigarette in den breiten schlund
des aschenbechers, stellt ihn dann vom bettrand auf
den fussboden, wischt mit dem handrücken tabakkrü-
mel vom laken. eigentlich trinke ich nur einen kaffee

dann lacht sie, stösst sich in die höhe, öffnet die von
grauer jalousie verhängte glastür weit und jubelt ein
fröhlich klingendes ‚hallo‘ gegen den kühlen morgen


[ to connect peryton ]

Freitag, November 17th, 2006

ab sofort gilt eine neue telefonnummer:

0049-175-8432672


[ verschobenes lachen II ]

Donnerstag, November 16th, 2006

ich lache nicht gern, sagt sie
– zögern – es ist anstrengend

und sie lacht dabei ein wenig


[ verschobenes lachen ]

Mittwoch, November 15th, 2006

als ihre freundin, gegenüber, anfängt sich zu ereifern
über den unsinn einer schulaufgabe, sich heiss redet
im gefühl der machtlosigkeit, gegen alle disziplin rot
wird im gesicht, zu schreien anhebt, letztlich, da hat
sie zu lachen begonnen und hat ihre hände vor’s ge-
sicht gehoben, die wangen haltend, erschüttert von
einem krampfhaften beben. sie beruhigt sich erst all-
mählich, nachdem ich sie in meine arme genommen
habe, mit leisen worten tröstend, ihr gesicht in der
kuhle meines halses geborgen


[ warten. schweigen ]

Dienstag, November 14th, 2006

du erwartest antworten auf deine sms, nicht wahr?

das liegt mir nicht; ich schweige. vielleicht ist das
eine frage der generationen, dass mir die stifte nä-
her liegen, die linien ziehen, wasseradern gleich ü-
ber das papier, flusslandschaft meiner gedanken. o-
der eine tastatur, tribut an deine laute zeit

du wartest und ich schweige … gern. träumend (so-
fern du das noch wissen willst) schweigend, wan-
dernd in den tälern


[ nachricht vom widerstand ]

Montag, November 13th, 2006

eine email-nachricht an mich, bericht von der ver-
suchten gewaltfreien blockade des castortransports

„So war das im Wald bei Schwetzingen. Wir wollten auf
die Fußgängerbrücke und waren drauf. von zwei Seiten
kamen wir, die Polizisten waren überrascht. Und sie
waren aggressiv. Aus einer Personalienkontrolle wur-
den 6 Ingewahrsamnahmen. Und eine Anzeige wegen
passiven Widerstands (ich finde das nicht im StGb es
wird also irgendein Spaß werden. Die Anzeige geht ge-
gen mich. Ich soll mich am Brückengeländer festgehal-
ten haben. Es wird lustig werden. Meine Schulter ist ge-
zerrt, weil ich mich hinsetzte und sie mich mit Gewalt
die Treppe runter brachten. Dann wurden wir nach
Mannheim gefahren und für eine Stunde in die Zellen
geschickt. Harte Holzbänke. Jetzt zu Hause, müde. K.
berichtete, habe jemand aus Dannenberg angerufen.
Vielleicht Du, vielleicht H. In jedem Fall Euch alles
Gute im Norden.

Hundemüdetraurigglücklich.
H.“

ergänzender link: ein nachtrag von vielen möglichen

[ poeten, proletarier, punks und pubs ]

Sonntag, November 12th, 2006

für alle, die sich wundern, dass ich schon wieder keine
zeit zu finden scheine, auf emails zu antworten: ich bin
eingeladen, an den „9. liedertagen in boltenhagen“ teil-
zunehmen. titel: „poeten, proletarier, punks und pubs“
(veranstalter: liederleute e.v.)


[ auld lang syne ]

Samstag, November 11th, 2006

der anblick des meeres lässt mich kalt. ein kanon wird
gesungen, zwei stimmen, der raum ist überheizt, mei-
ne gedanken tasten sich durch die strassen von l. gelbe
sonne fällt schräg über den augustusplatz, in meinen
lungen brennt der kohleatem dieser stadt eisig, in al-
lem bist du nah. und fern. graublau ist das meer, ohne
horizont. deprimierend