amerika, sagt sie
new york? sie nickt. zögert. reicht mir die hand
augen auf. herz klopft. draussen: tag; draus-
sen: herbst. herz klopft. amerika, denke ich
amerika, sagt sie
new york? sie nickt. zögert. reicht mir die hand
augen auf. herz klopft. draussen: tag; draus-
sen: herbst. herz klopft. amerika, denke ich
weil ich zum singen zu krank bin, musste das kon-
zert in neumünster – am kommenden samstag im
jugendzentrum „ajz“ – kurzfristig abgesagt werden
aber es wurde bereits der ausweichtermin fest-
gelegt: 20. dezember 2008. bitte vormerken!!!
das peryton-piratenschiff ist mit maschinenscha-
den liegengeblieben und wartet auf die reparatur
in einer geeigneten (bezahlbaren) werft; ein aus-
tauschmotor ist bereits gefunden. ohne meine ver-
lässlichen freunde wäre ich – mal wieder – verloren
aber die zeit läuft mir entgegen: der nächste auf-
tritt ist acht tage, eintausend kilometer entfernt
du schaffst das, du schaffst das, du schaffst das
hypnotisiere ich mich in den schlaf zurück, weil
ich viel zu früh erwacht bin, weil der tinnitus mir
hässlich ins ohr geschrien hat. nerven bewahren
donnerstag, 02. oktober 2008
vernissage christa dickmann „menschenbilder„
galerie in der caritas
seestrasse 44, ravensburg
beginn: 19:00 uhr
da werfe ich euch ein lied hin, ohne langes er-
klären; es ist ein grauer tag (keiner zum reden)
„lass deinen mund“ (live am 22.08.2008; 4:41min)
(livetechnik & aufnahme: markus aschenbrenner)
(mp3; 6,3mb) (ogg; 4,4mb)
rücklings in den himmel blinzelnd, augen geschlos-
sen; das heisst: ich sehe in den himmel auf ohne zu
sehen. nahe ein leises schnauben, weiter fern der
rollende ruf der krähen, die in scharen … es ist un-
ser letzter sommer. ich will die bilder behalten wie
sein ganzes leben. irgendwie geht mit ihm eine ära
zuende, sagte sie, vorgestern. und heute muss ich
eine verantwortung tragen, die mir zu schwer ist
rücklings in den azurhimmel blinzelnd, augen ge-
schlossen; ich seh‘ keinen himmel. und weine doch
das sind: winterreifen auf die vorderachse, neue saiten
für die konzertgitarren und – wie meist – ein geändertes
programm (denn ich spiele diesmal nicht unter bäumen)
welche saiten für welche gitarre? aber das ist doch nur
was für technik-freaks … na gut: „savarez nylon 520 f“
(harte flamenco-saiten mit umsponnener g-saite) für die
„peryton I“ (einzelmodell, gebaut 2004 von karl-heinz
neudel) und „knobloch actives double silver medium“ für
die „levin, modell 114“ (serien-nr. 351526, gebaut 1957)
so, damit sind die ungestellten fragen alle beantwortet
freitag, 26. september 2008
„konzertlesung in der kulturwirtschaft waldfrieden„
bornaische strasse 56, 04277 leipzig
beginn: 20:00 uhr
eine steife brise fegt durch die nassen gassen dieser
stadt, der feine regen fällt von überall, macht alles
grau; das rote licht der ampeln weist den weg, es
bündelt menschenschatten, hält sie fest – dir weist
es den weg: es ist soweit
anderthalb stufen raufgesprungen und du prallst zu-
rück: die tür bleibt zu. dein schreibcafé hat noch ge-
schlossen; noch nie kamst du so früh … blick zur uhr
das, auch das bringt dir das älterwerden: die nächte
werden kürzer, kühler, die träume sind früher aus-
geträumt, die gründe für den einsamen selbstbetrug
verbleichen, sie verlieren sich: es ist soweit
eine steife brise fegt durch die nassen gassen dieser
stadt, der feine regen fällt von überall, macht alles
grau; das rote licht der ampeln weist den weg, es
bündelt menschenschatten, hält sie fest, es klebt sie
fest zusammen – mir weist es den weg: es ist soweit
während ich die zeitung aufschlage, die zu lesen sich
nie lohnt – ausser du willst dich ärgern – während ich
diese zeitung aufschlage, habe ich jene radiostimmen
im ohr, von gestern oder vorgestern – wann genau ist
egal, es ist immer das gleiche schlimme, auf welchem
kanal ist gleichfalls egal, inzwischen nennen sie alles
„kultur“ – sie schoben sich die worte hin und her als
ob es ungeziemlich wär, es sei wohl besser, kamen
sie zum schluss, der deutschen bevölkerung müsse
erklärt werden, was der deutsche soldat in afghani-
stan mache, in einem krieg, der kein krieg sei
ich schlage also diese unerträgliche zeitung auf und
frage mich, ob du dich erinnerst an unsere träume, an
unsere gemeinsame zeit, an unsere versuche, neben-
einander zu gehen – und an unser scheitern – und ich
frage mich, ob dich diese unerträglichen alltäglich-
keiten ebenso – immer noch – zum widerstand her-
ausfordern; ja: es ist doch wieder soweit
eine steife brise fegt durch die nassen gassen dieser
hafenstadt, der feine regen fällt von überall, macht al-
les grau; das rote licht der ampeln weist den weg, es
bündelt menschenschatten, hält sie fest – dir weist es
den weg: es ist soweit
dort, wo die anderen stehen, musst du lang, da musst
du lang, trotz allem
(schliesslich hat die suche noch kein ende gefun-
den, oder? oder? ruf mich an, wenn du es besser
weisst; sag mir bescheid, wenn ich komplett da-
neben liege. dreh mich dann um, ja? ruf an, hörst
du? oder schreib mir. ja, schreib mir. endlich)
mit diesen werten können sie hundertzwanzig wer-
den, sagt der arzt und blickt dann erstaunt vom bild-
schirm auf: ihre leberwerte … sie trinken gar nichts?
nein, ich trinke nicht – selten – und eigentlich finde
ich seine überraschung und den ton dazu etwas
übertrieben. ja, ich bin irgendwie krank, fühle mich
irgendwie fiebrig und ich ahne, dass ich aussehe
wie ein alter lappen. aber dass mir das auf diese
weise bestätigt werden muss … also: mein hals
brennt lichterloh – zumindest fühlt es sich so an –
und ich tappe durch das leben wie … wie … egal
was wollte ich nettes erzählen? ach ja, dies: vom
abschied. live gespielt und mitgeschnitten am
22. august 2008 in langenargen am bodensee
„abschied“ (mit einleitung) (live am 22.08.2008; 3:45min)
(livetechnik & aufnahme: markus aschenbrenner)
(mp3; 4,7mb) (ogg; 3,4mb)
welche geschichtenerfinder sind für das erfinden von
ganz grossen geschichten zuständig … zum beispiel
von der qualität eines elften septembers? die bilder
rasten in elektronischer geschwindigkeit um den glo-
bus, die türme fielen treu wie zwillinge und so me-
diengerecht fotogen, wie sie fallen sollten, während
alte rufer alte worte für das falsche erfanden: krieg
selbst wer glaubte sich heraushalten zu können wur-
de eingefangen von der wahnsinnslogik einer täglich
neu geschürten angst; wie eine springflut wurden
die letzten dämme der vernunft niedergerissen, nie-
dergeprügelt von den gotteskriegern, den schreihäl-
sen an mikrophonen, den unformierten, den wieder-
bewaffneten bis hin zu – heute – faschisten in den
arbeitsargenturen, die ihre schlotternde kundschaft
stramm stehen lassen; die folgen sind bekannt oder
sie werden unverstanden hingenommen vom ver-
armten, vom eingeschüchterten dummelchen; nicht
alles ist schäubles paranoider phantasie entrollt:
der wahnsinn, scheint mir, schreibt sich selber fort
genug davon. es ist höchste zeit für eine pause
somit wäre also raum für neue geschichten von der
erbaulicheren art: die vom peryton. gesungen. zum
beispiel wie das ist mit ihm und – womit der kreis ge-
schlossen wäre – dem erfinden seiner geschichten
„es gibt doch (das peryton)“ (live am 22.08.2008; 2:56min)
(livetechnik & aufnahme: markus aschenbrenner)
(mp3; 4,1mb) (ogg; 2,8mb)
im dunkeln droschen sie auf uns ein, den schatten-
zwerg hat’s arg erwischt, ich hörte noch dumpf wie
sie schlugen; wir war’n dann beide tot, am ende
in ein zweites leben sind wir erwacht, ein leben oh-
ne gefährten. das haben wir lang nicht verstanden
und so sind die tage, die den nächten folgen: um
abschied zu nehmen versuche ich mich im erinnern
sie steht unter menschen, glas in der hand, gehört
dazu. sie lauscht, redet zwischen kleinen schlucken;
hier ist sie das thema. dann tastet ihr blick durch
die körperschatten, streift an den wänden entlang
springt von lichtkegel zu lichtkegel, findet mich im
irgendwo dazwischen. ich schliesse die augen, ringe
das gefühl nieder, fliehen zu müssen. augen wieder
auf. ein nicken entschuldigt sie in ihrem kreis, sie
kommt herüber. schorsch, geh weg aus meinem le-
ben, sagt ihr blick. du (an dieser stelle sage ich ih-
ren namen), du, sag ich also, komm in mein leben
zurück. spreche ich? schweige ich? schweigt sie? ich
weiss nicht. ich weiss es einfach nicht. augen auf
hierher zu kommen wirft mich auf mich selbst zurück
sage ich, und: irgendwie triggerst du mich an. der mor-
gen dehnt sich zwischen den kissen, bis wir hinabsteigen
und hinaus, zum kaffee und in den kühlen tag. wie im
herbst, sage ich und ertappe mich beim selbstgespräch
auf dem klo. später eile ich neben ihr her, neben ihren
langen schritten, hüpfe über plastersteinmuster und ver-
meide es, in die fugen zu treten. da, wieder erwischt
der regen, der schuld zu sein schien an der gedrückten
stimmung der unter den zwischen bäumen gespannten
planen versammelten, stoppte für die dauer des kon-
zerts. „Er trifft die Stimmung und scheitert knapp und
bewusst daran politisch korrekt zu sein“ schreibt einer
aus dem publikum später in seinem blog; da bin ich
längst unterwegs, ein kratzen im hals, sehr zufrieden
foto: peryton live im kelsterbacher wald
andreas hochhaus
kelsterbach, 03.09.2008
mittwoch, 03. september 2008
„konzertlesung zur aktionswoche„
im besetzten wald in kelsterbach
gelbe grundschneise, 65451 kelsterbach
( wegbeschreibung hier )
( link: google maps )
beginn: 21:00 uhr
erneut eine überschrift, bei der ich länger überlegen
muss: ‚peryton bildet. manchmal‘ war eine alternative
der anlass: das argusauge meiner seitenstatistik hat
zugriffe von einem forum von anhängerInnen der o-
bengenannten partei aus vermeldet. was mich wun-
dert. nicht, dass wählerInnen, die ihr kreuzchen zur
mitbestimmungsfarce im demokratischen alltag der-
art wegwerfen, ihre zeit im forum der so begünstigten
totschlagen – nein. wer so handelt, handelt zeitgemäss
aber dass ausgerechnet der peryton-blog zur recherche
genutzt wird. hallo? ist nicht unüberlesbar, dass meine
gesinnung gerne als ‚unpatriotisch‘ zu bezeichnen ist?
sicher gäbe es noch die eine oder andere aggressivere
formulierung, die der wirklichkeit nicht ferner läge; aber
bitte. es bleibt die alarmierende tatsache, dass konsu-
mentInnen des bayernpartei-forums sich im peryton-
blog weiterbilden müssen. das schmerzt. das trifft. das
wäre einen appell an die bildungspolitik wert, die durch
‚pisa‘ offengelegten verblödungseffekte deutscher bil-
dungsarbeit zielgerichteter – wirkungsvoller! – zu lenken
wo kämen wir schliesslich hin, meine damen und herren
im lederhosen- und dirndlbewehrten genitalbereich des
bildungsbayerntums, wenn die falschen lehren aus den
falschen quellen – also den linken – gezogen würden?
wüchsen uns etwa kleine schreihälse nach art eines pe-
ryton oder – urbayerischer – eines hans söllner heran?
meine damen und herren aus der geistigen bergwelt …
ich fürchte, sie haben ein problem. nicht nur in bayern
das mit dem söllner, der hinweis da oben, das war
übrigens ein kniff, ein trick, um die moral der schon
geprügelten weiter zu untergraben. eine neue quelle
zum wühlen bei einem musikalischen kollegen, der
bundesweit auf dem index steht, bei dem zu hören
und zu lesen ich ihnen hiermit eindringlich abrate
den index, von dem ich spreche, gibt es selbstver-
ständlich gar nicht. diese liste von personen, die in
radioanstalten bürgerlichen rechts nicht gespielt wer-
den, in den medien für die doofe masse verschwie-
gen werden aus gründen ihrer politik – das ist nur
erfunden von mir. und genau darum hört ihr leute
wie den söllner eben nicht im radio, nicht im fernse-
hen, weder in bayern, noch anderswo. verstanden?
und jetzt: husch husch zurück ins bayernland, wo
die welt – zumindest parteimässig – noch so richtig
in ordnung ist. jedenfalls, bis du richtig hinschaust
während ihr in der sommersonne schmoren könnt, sitz-
en wir im studio, um alte kamellen aufzubraten, um an-
hörbar zu machen, was nach den genussmassstäben
des high-fidelity in den müll gehörte … wenn, ja, wenn
da nicht dieses gewisse etwas wäre, das den klang-
schmutz erträglich machte, das klirren der übersteue-
rungen selbstverständlich, das scheppern der lautspre-
cher zur notwendigkeit: ich nenne das leben. kunst. mu-
sik. die geprügelten saiten knallen, die stimme ist ab-
geraucht, abgesungen am ende des konzerts, der bas-
sist, der zum leadgitarristen wird, das räuspern in der
pause vor dem letzten schrei, der zuruf ‚ihr seid musi-
ker!‘ aus dem publikum … perypunk. mitten im leben
die hintergründe zu dieser aufnahme gibts hier, schon
erzählt. lest es nochmal; wenn ihr euch in meinem blog
herumtreibt, habt ihr wohl eh nichts besseres zu tun
„das meer“ (live am 11.03.2004. 8:04min)
(mp3; 13,3mb) (ogg; 8,3mb)
die unvermeidliche eile vorm abreisen, die stets etwas
liegenlässt … heute fühlt es ein wenig leichter an. ich
schaffe zwar mein arbeitspensum nicht – die letzte
probe vor dem konzert -, aber ich bleibe in der zeit
in meiner ganz eigenen zeit, jedenfalls, und die tickt
anders, ab dem 22.08.2008. das neue konzept heisst
„konzertlesung„. einige chansons werden „nur“ noch
gesprochen. ich übe eine neue art des schweigens
bevor sie auflegt, höre ich ihre tränen. das schnurren
des katers auf ihrem schoss, den sie nicht vor die tü-
re lassen will, aus angst ihn zu verlieren. er ist es nicht
anders gewöhnt, sagte sie. mein telefon ist zwischen
die kissen gefallen. heute ist kein tag zum aufstehen
erinnern, entziehen, verschwinden, entgleiten; nur in
den nächten können wir miteinander reden. tags re-
de ich von dir mit fremden, ohne dass sie je verstün-
den. du bist der ort, an dem ich mich aufhalte, wenn
ich schweige. schau: dort sinkt der himmel ins meer