Archive for 2009

[ später geburtstagsgruss ]

Montag, Juni 29th, 2009


 

beim stöbern im archiv sehe ich, dass er öf-
ter den weg in meine bloggeschichten gefun-
den hat: als „eastern star“, auf fotos im hin-
tergrund
, im mittelpunkt. auch schlicht als „g.“

er hatte geburtstag, rief an, vor ein paar ta-
gen (wollte er mich erinnern?). „rentenantrag
abgegeben, rollstuhl beantragt, das ganze
programm.“
und dabei klang er nicht so alt
wie er sich fürchtet. dreissig, sagte ich, was
ist das schon? natürlich gab ich, was an sol-
cher stelle gewünscht scheint: eine floskel
 

wenn wir uns sehen, g. – das wird bald sein –
werde ich dich für meine unangemessene
gedankenlosigkeit um verzeihung bitten
 

foto: sven „grässi“ grasmann (2.v.r.) und
„die kleinstadtträumer“ anlässlich der
ausstellungseröffnung von mandy gagel &
susi mehl in den räumen der kieler künstler-
gemeinschaft „k34“, am 13. juni 2005
fotographIn: nicht bekannt


[ finito: michael jackson ]

Freitag, Juni 26th, 2009

dass seine nase schon länger versucht hat zu
sterben ist das einzige, was mir spontan zu
seinem ableben einfällt. ich stehe nicht auf
seine musik. auch wenn sie gut gemacht war

du solltest aus gegebenem anlass den moon-
walk bird
im blog verlinken, sagt sie, das fänd
ich schön – obwohl der ziemlich hässlich ist

was hiermit getan ist. damit ist das thema mi-
chael jackson auch erschöpfend bearbeitet


[ münchen, seebühne westpark II ]

Dienstag, Juni 23rd, 2009


 

foto: on stage
seebühne westpark, münchen, 14. juni 2009
aufnahme: stephan rescher / nachrichten-münchen.de
copyrights: peryton & rescher © 2009


[ schon wach, fragt er. immer ]

Montag, Juni 22nd, 2009

der karl-heinz neudel hat mich heute morgen
angerufen, um mit mir über die allgemein ver-
breitete unzuverlässigkeit der künstlerischen
kollegen zu schimpfen. damit waren wir dann
länger beschäftigt. schliesslich verabredeten
wir uns für anfang august, damit ich mir sein
neustes werk anschauen möge: stolz° ist er

soll ich meine musima mhx 24 verkaufen, fra-
ge ich ihn – schliesslich hat er sie gebaut, da-
mals, als es die ‚musima‚ noch gegeben hat –
dann hätte ich einen ersten anteil des nötigen
geldes, um das zweite album herausbringen
zu können, endlich, mit über zwei jahren ver-
spätung. das musst du selber wissen, sagt er
 

ich: mit dieser gitarre hab ich die erste platte
aufgenommen
er: ja und?
ich: ohne diese gitarre hätt ich dich vermutlich
nie kennengelernt
er: ja und?
ich: na hör mal, das hat doch beinahe eine
historische dimension
er: gitarre ist gitarre und geld ist geld. so
sieht’s aus
 

° – testbericht in „gitarre & bass“ (03/2009) – [1,3 mb]


[ münchen, seebühne westpark ]

Freitag, Juni 19th, 2009


 

foto: tuning
seebühne westpark, münchen, 14. juni 2009
aufnahme: stephan rescher / nachrichten-münchen.de
copyrights: peryton & rescher © 2009


[ 20.06.2009: konzert abgesagt! ]

Dienstag, Juni 16th, 2009

leider habe ich viel zu spät erfahren, dass die
„3. künstlerbuchmesse“ (19. – 21.06.2009) im
kloster schussenried abgesagt wurde – und so-
mit auch mein daran angegliedertes konzert
 

so kurzfristig kann ich leider keinen ausweich-
termin organisieren; bleibt mir einzig, bei allen
enttäuschten um entschuldigung zu bitten …

(ich bin ja selber ziemlich genervt, kann aber
nichts mehr an der situation ändern)


[ konzert: münchen, 14.06.2009 ]

Donnerstag, Juni 11th, 2009

sonntag, 14. juni 2009
„konzertlesung“
seebühne westpark, münchen
( mehr infos )
beginn: 15:00 (!) uhr

[ konzert: langenthal, 12.06.2009 ]

Dienstag, Juni 9th, 2009

freitag, 12. juni 2009
„konzertlesung“
lakuz
farbgasse 27, 4900 langenthal (schweiz)
( google maps )
beginn: 21:00 (!) uhr

[ konzert: münchen, 29.05.2009 ]

Donnerstag, Mai 28th, 2009

freitag, 29. mai 2009
„konzertlesung“
forum2, münchen
( mehr infos )
beginn: 20:00 uhr

[ wohin? ans meer ]

Montag, Mai 25th, 2009


 

ans meer, sagtest du. ich erschrak. so ein-
fach geht das nicht, eben mal so ans meer …
(im folgenden erfand ich tausend ausreden)
 

als du das nächste mal bei uns warst, ignorier-
ten wir das aufziehende unwetter, ignorierten
wir das zögern, das zerren in den betagten ge-
lenken, sattelten wir sozusagen auf, ohne auf-
zusatteln und zogen los, einfach eben mal so

hätten wir nicht unterwegs deine kamera ver-
loren, wären wir nicht deshalb vorzeitig um-
gekehrt (um das wertvolle stück tatsächlich
wiederzufinden), wir hätten dein ziel erreicht
 

nein, wünsche versetzen keine berge; viel-
mehr bringen sie uns in bewegung, dich und
mich und die ewige famile auch, unsere alt
gewordenen, unsere jung geliebten begleiter
 

wohin?
ans meer
wohin??
irgendwohin
 

foto: ans meer
12. mai 2009


[ maniküre II ]

Donnerstag, Mai 21st, 2009


 

foto: maniküre
mai 2009
copyrights: peryton & c. © 2009


[ in der sonne ]

Dienstag, Mai 19th, 2009

unser weg führt uns an einer alten mauer
vorbei, hinter der ein kleiner garten ver-
borgen liegt. das tor steht offen. zwisch-
en den schlanken steinen steht eine frau
in gebückter haltung. hohe bäume über
schmalen beeten, dazwischen rasen, licht-
durchflutete schatten. links ist ein gebäu-
de scheinbar aus der umfriedungsmauer
hervorgewachsen. ein mann tritt heraus

ob wir hereinkommen können, frage ich
 

seid ihr jüdisch?

nein; ich bin seit sechsundzwanzig jahren
hier vorbeigelaufen, ohne jemals einen
menschen angetroffen zu haben – und ich
würde doch so gerne einmal hineingehen

 

nein, heute geht es nicht, aber wir verab-
reden ein telefonat. und der mann wendet
sich wieder dem inneren des gartens zu
 

seid ihr jüdisch? ein kräftiger, grauhaariger
mann fortgeschrittenen alters ist neben uns
stehen geblieben, weist mit der hand in den
garten: die meisten sind russen. ich bin grie-
che, wohne seit dreissig jahren hier und ha-
be diesen ort noch nie gesehen. heute, zum
ersten mal …
ja, die tore sind geöffnet
 

nein, sagt er, er sei agnostiker. glaube ist
etwas für die dummen. mit glauben ver-
dienen manche geld. ich bin selbst genug

er tippt mit den fingern auf seine brust:
wer ein bisschen gehirn im kopf hat und
zuhören kann und und schauen und sich
etwas merken und wenn man in der welt
reist, dann braucht man keine universität
und dann braucht man keinen glauben

 

wie wir auf die erste, die griechische demo-
katie zu sprechen kamen, die freiheit nur
den mächtigen zubilligte, nicht ihren skla-
ven, weiss ich nicht. wir mochten uns, wir
plauderten und warm schien uns die sonne
 

ich: die leute hier im norden haben kein
geld, keinen geschmack und keine kultur

er: aristoteles hatte eben recht, als er sag-
te, unter zwanzig grad wächst keine kultur

 

so stehen wir vor dem tor zum jüdischen
friedhof in der sonne und sprechen mit ei-
nem unbekannten. dann tauschen wir un-
sere namen, verabschieden uns herzlich


[ status: ausgelassen ]

Dienstag, Mai 12th, 2009

alte bekannte sind sie, die sich noch zu mö-
gen scheinen, sagen wir und schauen zu, wie
sie miteinander spielen, neugierig wie kinder

später werden wir schweigen, uns halten, ver-
wundert, wie wir es aushalten konnten, nicht
gehalten zu sein; das ist uns das schlimmste
 

vor dem kühlregal mit den üblichen verwesen-
den fleischwaren bleibst du stehen, hechelst
wie ein hund, weit heraushängende zunge, ich
muss dich fortziehen, fortschieben, mit dir rin-
gen, bis zur kasse, lachend, atemlos und die
leute, die schauen, schauen sehr befremdet


[ volker bradke. eine würdigung ]

Dienstag, Mai 5th, 2009


 

irgendwie kommen wir immer wieder auf den brad-
ke zu sprechen und dann gebe ich gerne zum be-
sten, wie er mich eines morgens in einem marbur-
ger café ansprach, als ich an irgendwelchen tex-
ten arbeitete, wie ich ihn also kennenlernte ohne
zu wissen, wer er war, wer sich mir da vorstellte

er aber wusste; erzählte mir später oft – zornig –
wer er gewesen war, oder besser: was

da hatte ich jenes photo schon gemacht, das ihn
zeigte, wie er mir erschien: undeutlich. unscharf

sich auflösend. weil er soff; weil er, wie ich bald
erfuhr, es nicht ertragen hatte, nie so viel, nie
dem gleich geworden zu sein, wozu ihn 1966 ein
gerhard richter gemacht hatte: zum kunstwerk
 

richter hatte ihn herausgehoben aus dem zettel-
kasten seiner zeit, herausgehoben ins licht öffent-
licher betrachtung – wie vordem andy warhol eine
suppendose – hatte ihn gehalten, bis diese geste
ausreichend gewürdigt worden war und ihn fallen
gelassen, sich neuen aufgaben zuwendend auf
seinem weg berühmt – unbezahlbar – zu werden
 

eine der vielen wahrheiten, die stets im nachhin-
ein dazu gefunden werden, ist, dass der richter
den bradke nicht leiden konnte, diesen am rand
der düsseldorfer kunstszene herumschlacksenden
studierten mit hornbrille, der sich anschickte, lek-
tor zu werden. für richter war er das abbild des
spiessers, ein belesener schwätzer vielleicht, ein
intellektualisierter kleinbürger mit marxistischem
bildungshintergrund. aus rache an ihm, stellver-
tretend für seine zeit, vermute ich, hat richter
sein konterfei vom photo abgemalt, ein filmchen
gedreht, zwölf wackelige minuten lang, hat ihn
ins zentrum einer ausstellung gesetzt, den brad-
ke, der den ruhm nicht würde ertragen können

der in bedeutungslosigkeit würde zurückstürzen
müssen, weil er gegen die kunst eines der gross
werdenden nichts zu setzen hatte; der aushalten
musste, wie sein abbild im kunsthandel steigen-
den wert erfuhr – heute liegt er geschätzt bei ei-
ner million englischer pfund. so viel geld für sein
gesicht auf leinwand, während er selbst in der
mitte jedes monats regelmässig die stütze ver-
soffen hatte in den phasen der depression, ver-
schenkt in den phasen der manie; der sich ver-
schuldete, der verfiel, weil einzig der alkohol bei
ihm blieb, als niemand mehr da war, seinen an-
fangs noch kraftvoll spitzzüngigen, ja, durchaus
originellen aphorismen zuzuhören

niemand brachte ihn, seine kleine kunst heraus;
niemand wollte wirklich hören, was er zu sagen
hatte; vielleicht wollte man an ihm sehen, wie er
als kunstwerk geschaffen war; vielleicht auch
hat man ihn als person einfach nur vergessen
 

auch ich habe ihn sich selbst überlassen. unseren
gemeinsamen auftritt am 03. november 2003 in ei-
ner kleinen und wohl nur darum gut gefüllten mar-
burger kneipe meisterte bradke nüchtern – zum
erstaunen aller, die ihn näher kannten. schon am
nächsten tag war alles wie zuvor. vielleicht aber
erinnere mich mich nicht richtig und er hielt zwei
tage länger durch, bis er in seine trunkene ein-
samkeit zurück sank. hielt ich ihm seine haltlosig-
keit vor, beschimpfte er mich. so stritten wir oft

immer ging es ums ganze. „gerade weil ich dein
freund bleiben will“, sagte ich, „werde ich nicht
zuschauen, wie du dich totsäufst“. und ging fort
 

so hat die kunst ihn getötet. ein gerhard richter
– oder dessen kleinlichkeit – hat ihn 1966 zum
ersten mal hingerichtet; einer wie ich tat es ihm
gleich, gut vierzig jahre danach, mit gnadenlosem
voyeurismus. vielleicht haben wir das so nicht
gewollt; aber gebraucht haben wir ihn allemal

man braucht die bradkes immer
 

foto: volker bradke
marburg, 29. september 2004


[ drei mal drei ]

Sonntag, Mai 3rd, 2009

du bist dir treu geworden, sage ich. erwach-
sen, denke ich. sehe sie in jedem detail: sie
ist einsam geblieben; hat sich eingerichtet
 

sonnenlicht schlägt durch die schrägen fen-
ster. ich sollte sie mit aluminiumfolie zukle-
ben, sagt sie, oder wird es dann zu dunkel?
 

auf dem dach gurren die tauben laut und
wecken mich vor der zeit. so kann ich sie
schlafend sehen, klein, eine decke im arm


[ 30. april 2009 ]

Donnerstag, April 30th, 2009

dringende reparaturen stehen an; darum bin
ich heute ans ende der welt gereist: hierhin


[ blühende landschaften ]

Mittwoch, April 29th, 2009

angesichts der durch papst benedikt, den zum
stellvertreter gottes empor gestiegenen hitler-
jungen ratzinger, angestrebten modernisierung
der kirche, die er mit 3000 experten anschieben
will, also einer neuen linie in der katholischen
kirche, die exorzismus für ein probates, ein mo-
dernes mittel hält, seelische probleme seiner
schäfchen angemessen zu behandeln, ist die
eindeutige ablehnung zu begrüssen, mit der
beim berliner volksentscheid die initiative „pro
reli“ scheiterte, die den religionsunterricht wie-
der zum schulischen pflichtfach erheben wollte

nein, sagten die berlinerInnen; oder genauer:
‚ja‘ sagten nur 14,2 prozent der berliner wahl-
berechtigten bei einer wahlbeteiligung von jäm-
merlichen 29,2 prozent. richtig gelesen: auch
das nicht hingehen ist eine möglichkeit der de-
mokratischen wahlfarce; abstimmen ist eh nur
drin, wenn es im und am system nichts ändert

es liesse sich an dieser stelle diskutieren, was
passiert wäre, hätte die initivative zur moderni-
sierung der schülerischen moral die hürde von
25 prozent aller wahlbeteiligten genommen; a-
ber ich wollte nicht die tauglichen mittel aus-
breiten, mit denen ein untauglicher unterricht
zerstört werden kann. ich wollte woanders hin
 

ich wollte meine verblüffung ausbreiten über
so viel wirklichkeitssinn, so viel nähe zum au-
genblick, den weitblick einer bevölkerung, die
’89 viel weniger von allem bewies, als sie mau-
ern bestieg, mauern einriss, von osten nach
westen und anders herum. hätte nur einer je-
ner grossstädischen alpinisten den plan vom
abbau des westens
ahnen können? waren die
lobgepriesenen ‚blühenden landschaften‘ ein
gar zu lockendes angebot, alles alte blind über
bord zu werfen – bis hin zur eigenen vernunft?
 

die landschaften blühen allenfalls auf bundes-
gartenschauen
, ansonsten ist der osten grau
geblieben. die anhaltende landflucht der bevöl-
kerung, von der besonders jüngere anteile mit
glatze und baseball-schläger ihre suche nach
geborgenheit und zukunft im rassistisch-natio-
nalen ausdrücken, ist zahlenmässig nicht mit
überdimensionalen schweinemastanlagen aus-
zugleichen. stattdessen zerstören sie (neu)
gewachsene wirtschaftsstrukturen der ums
überleben schuftenden kleinbauern, der hoff-
nungsvollen tourismuseinrichtungen und ganz
nebenbei zerstören sie die trotz vierzig jahre
planwirtschaft übrig gebliebenen reste von na-
tur, diese letzten ressourcen biologischen po-
tentials. lebenserhaltend und kulturfördernd
und zukunftsbildend sind weder freilandexperi-
mente mit gentechnik, noch atommüll-lager …

der osten deutschlands ist zum versuchsfeld
eines kapitalismus heruntergekommen, der im
westen nicht mehr den nötigen entfaltungs-
raum hat – und dort den widerstand fürchtet
 

aber zurück zum herz-erfreulichen: unserem
pontifex. seine altersfrische liebe zum exorzis-
mus ist vielleicht nur ein tölpeln in der traditio-
n
ellen reihe seiner berufenen vorfahren? das
wär allerdings schlimm genug. aber ganz unter
uns: der alte ist doch ein wenig ‚balla‘, oder?

nicht mehr ganz knusper. etwas schräg unter
seiner spitzen mütze, was? ja, haha. und die
bevölkerung eines landes, die sich erst vor-
schreiben lässt „wir sind papst“ und ihm das
dann auch noch hinterher jubelt, wo immer
er sich öffentlich entblösst … die ist es logi-
scherweise nicht minder: unerträglich blöde
 

mit welcher, welchem meiner linksradikalen
freundInnen teilte ich das bedauern: „dieses
land ist eigentlich stellenweise richtig schön;
wenn nur die leute nicht wären“ …? ach ja


[ alte hirsche ]

Dienstag, April 28th, 2009


 

ich hab deine kinderfotos bei mir gefun-
den; wusstest du noch, dass ich die ha-
be?, fragt sie. es raschelt, sie knurrt. du
siehst deinem vater doch ziemlich ähnlich

ach, du hattest die. ja, davor hatte ich
früher angst: ihm später mal ähnlich zu
sehn; inzwischen hab ich mich dran ge-
wöhnt. inzwischen ist es nicht mehr so
schlimm … es ist sogar ganz in ordnung
 

foto: mein vater, vierundvierzigjährig (1957)


[ ein sonntag auf dem land ]

Montag, April 27th, 2009


„…und wenn es dir das nächste Mal so schlecht
geht wie noch vor Monaten, dann stell dich mir
bitte auch zärtlichkeitssüchtig und humpelnd in
den Weg, damit ich aufhöre so verdammt blind
zu sein, man kann viel von Pferden lernen“

 

ja, man kann sicher viel lernen, auch von pfer-
den; wenn man sie in ruhe, einfach sein lässt
 

frühling ist; will sagen: der winter ist überlebt

ein sonntag auf’m land, sonne und wind und
viel kaffee mit freunden und gesprächen und
wir tun so ahnungslos wie alle anderen, die
sich von ‚der krise‘ nicht angstvoll berühren
lassen wollen und nicht von einer ’schweine-
grippe‘, weil die echten themen andere sind
 

sei leise, sagt v., sonst erschreckst du sie

tatsächlich, dort duckt sich eine ente ins tiefe
stroh, sie bedeckt ihre eier, bleibt ungestört
von den pferden, die neben ihr halme heraus-
ziehen, behutsam, ja, behütend, scheint mir


[ brief an d. II ]

Sonntag, April 26th, 2009


„Das Thema des Kapitels besteht darin, die-
se Haltung anzuprangern, zu zeigen, dass
sie uns an den Rand der Trennung und des
Bruchs geführt hat; und dass ich, um Dich
nicht zu verlieren, wählen musste: entwe-
der nach meinen abstrakten Prinzipien oh-
ne Dich zu leben, oder mich von diesen
Prinzipien zu lösen, um mit dir zu leben (…)


In Wirklichkeit habe ich damals gesagt: ‚Ich
liebe dich.‘ Das aber steht nicht in dem Be-
richt.“
– andré gorz: brief an d. (2007)